FrühjahrstagungHausärzte fordern schnelles Handeln der Regierung

Mit klaren Forderungen startet der Hausärzteverband in seine Frühjahrstagung: Die Regierung muss den Worten des Koalitionsvertrags nun Taten folgen lassen. In Sachen Masterplan Medizinstudium 2020 will Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt noch in diesem Jahr Schritte sehen.

Sylt. Koalitionsvertrag, hausärztliche Versorgung auf dem Land, die Auswirkungen der geplanten Lockerung des ausschließlichen Fernbehandlungsverbots: Bei ihrer Frühjahrstagung, die in diesem Jahr auf Einladung des Landesverbands Schleswig-Holstein auf Sylt stattfindet, diskutieren die Delegierten des Deutschen Hausärzteverbandes an diesem Freitag (20. April) aktuelle Herausforderungen. Für Bundesvorsitzenden Ulrich Weigeldt ist dabei Tempo entscheidend: „Nachdem die Bildung einer neuen Bundesregierung ein knappes halbes Jahr gebraucht hat, darf jetzt keine Zeit mehr verloren werden. Noch in diesem Jahr müssen die wichtigsten Reformen für die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in die Wege geleitet werden”, sagte er im Vorfeld der Tagung.

Am Freitag und Samstag tagt auf Sylt die Delegiertenversammlung des Deutschen Hausärzteverbands. Zum Auftakt hält Weigeldt seinen Bericht zur Lage, in welchem er die wesentlichen Schwerpunkte der Arbeit des Verbandes erläutert.

Masterplan als entscheidender Baustein

Der medizinische Nachwuchs und damit die Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 nimmt dabei eine entscheidende Rolle ein. „Die Stärkung der Allgemeinmedizin und der hausärztlichen Versorgung im Medizinstudium ist der Hebel, um den hausärztlichen Nachwuchsmangel in den Griff zu bekommen. Es ist schlichtweg ein Skandal, dass sich viele Universitäten bis heute weigern, die Vorgaben der Politik umzusetzen”, sagt Weigeldt. Jüngst hat er einen Gastbeitrag verschiedener Studiendekane scharf kritisiert, in dem die Vertreter der Universitäten Zweifel an der Notwendigkeit des Masterplans angemeldet hatten.

Das Thema, so Weigeldt, müsse noch in diesem Jahr geklärt werden. „Ohne diese Reform wird die Sicherstellung der Versorgung in strukturschwachen und ländlichen Gebieten kaum möglich sein.”

Außerdem forderte Weigeldt ein Konzept, wie die im Koalitionsvertrag beschlossene bessere Vergütung der Hausärzte, insbesondere in drohend unterversorgten Gebieten, konkret umgesetzt werden soll. „Wenn die Politik hier keine glasklaren Vorgaben macht, dann befürchte ich, dass diese gut gemeinten Impulse wieder einmal in den Mühlen der Selbstverwaltung zermahlen werden”, so Weigeldt.

Gesundheitsminister sieht Politik in der Pflicht

Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) unterstrich die aus Sicht des Landes herausragende Bedeutung einer flächendeckend guten Versorgung mit niedergelassenen Hausärzten und bekannte sich zu der politischen Verantwortung, entsprechende Rahmenbedingungen herzustellen. Dazu gehöre unter anderem der dringend gebotene Einstieg in die Entbudgetierung im niedergelassenen Bereich, so Garg. „Wer Ärztinnen und Ärzte für eine gute Versorgung in allen Regionen gewinnen will, der muss für attraktive Rahmenbedingungen der Berufsausübung sorgen, Selbstverwaltung und Freiberuflichkeit stärken statt sie weiter auszuhöhlen und neue Konzepte erproben und umsetzen.”

Der Minister warb für einen flexibleren Mix bewährter und neuer Formen der Berufsausübung und unterstrich dabei insbesondere die Möglichkeiten neuer Versorgungsmodelle.

“Bürokratieabbau-Programm” gefordert

Dr. Thomas Maurer, Vorsitzender des Hausärzteverbands Schleswig-Holstein, betonte, dass gerade ländlich geprägte Flächenländer wie Schleswig-Holstein in den nächsten Jahren vor enormen Herausforderungen stehen. Aufgrund des demografischen Wandels sei für viele Bürgermeister und Landräte die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung inzwischen eine der dringlichsten Herausforderungen. Dies müsse jetzt endlich auch von den Akteuren der Selbstverwaltung mit aller Kraft angegangen werden.

Darüber hinaus forderte Maurer deutliche Fortschritte beim Bürokratieabbau „Was junge Kollegen häufig von einer Niederlassung abhält und was auch uns erfahrene Praxisbetreiber immer wieder verzweifeln lässt, ist der Bürokratiewahnsinn. Was wir brauchen, ist eine Art ‘Bürokratieabbau-Programm´. Das wäre ein echter Beitrag zur Sicherstellung der Versorgung.”

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