Berlin. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen mehr Corona-Tests für Reiserückkehrer: Einreisende aus Risikogebieten sollen künftig bei ihrer Ankunft an deutschen Flughäfen kostenfrei auf das Coronavirus auf eigenen Wunsch hin getestet werden. Das geht aus dem Beschluss hervor, auf den sich die Länder-Gesundheitsminister am Freitag (24. Juli) in einer Schaltkonferenz geeinigt haben. Die Kosten übernehmen demnach Bund, Länder und Krankenkassen. Bei den Tests an Flughäfen wird indes überlegt, zumindest Kosten für die Infrastruktur vor Ort “perspektivisch” über die Flughafengebühren auf die Ticketpreise umzulegen. Hierfür prüfe der Bund die Schaffung einer Rechtsgrundlage, hieß es im Beschlusspapier der Minister, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Bislang waren die “Urlaubs-Tests” in der Regel eine Selbstzahlerleistung; einzelne Länder, als Vorreiter Bremen, übernahmen bereits die Kosten bei Rückkehrern aus Risikogebieten. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Prof. Frank Ulrich Montgomery, kritisierte die nun vereinbarte Finanzierung. “Das können nicht die Gesetzlichen Krankenversicherungen und die Solidargemeinschaft der Beitragszahler übernehmen”, sagte er zuvor der “Passauer Neuen Presse” (24. Juli).
Eine rechtliche Verpflichtung für einen Corona-Test nach Rückkehr wurde zunächst nicht beschlossen. Das werde geprüft, erklärten die Gesundheitsminister.
Die Liste der vom Robert Koch-Institut (RKI) als Risikoländer eingestuften Nationen zählt Stand 24. Juli 125 Nationen. Sie umfasst auch beliebte Reiseziele wie Marokko, Schweden oder Türkei sowie deutsche Nachbarländer wie Luxemburg. Sie wird stetig aktualisiert und ggf. erweitert.
14 Tage Quarantäne oder negativer Test
Bei der Rückkehr aus Corona-Risikogebieten nach Deutschland müssen sich Reisende laut Bundesgesundheitsministerium „grundsätzlich“ 14 Tage lang in Quarantäne begeben und dies dem Gesundheitsamt melden; abgekürzt werden kann dies durch Vorlage eines negativen Corona-Tests. Wer keinen negativen Test habe, müsse in häusliche Quarantäne, betonte auch die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Berlins Ressortchefin Dilek Kalayci (SPD). Einzelne Länder hatten mit Beginn der Urlaubssaison bereits ihre individuellen Teststrategien mit Blick auf Reiserückkehrer angepasst. “Der Hausarzt” aktualisiert seine Übersicht über die Strategien aller Bundesländer fortwährend.
Für Menschen, die aus Staaten mit hohem Infektionsrisiko nach Deutschland zurückkommen, sollen nun bundesweit an allen Flughäfen Teststellen eingerichtet werden. Bisher war dies nur an einzelnen Flughäfen und nur gegen Gebühr möglich. Rückreisende aus Risikoländern sollen künftig in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei angesprochen werden und auf das Angebot der Tests direkt an den Flughäfen hingewiesen werden.
Im grenznahen Bereich soll es außerdem für Autoreisende nach dem Willen der Minister “verstärkt stichprobenhafte Kontrollen mit der Möglichkeit der Erhebung von Personendaten” geben. Das Bundesinnenministerium werde gebeten, hierbei mit der Bundespolizei zu unterstützen.
Ärzte in Düsseldorf starten umgehend
Die Testzentren an den Flughäfen Düsseldorf und Dortmund nehmen bereits am Samstag (25. Juli) ihre Arbeit auf, wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe noch am Freitagnachmittag mitteilte. “Zwei bis drei Ärztinnen und Ärzte werden hier unter Einhaltung der notwendigen Schutzmaßnahmen die Reisenden parallel abstreichen können”, erklärte KV-Chef Dr. Frank Bergmann. “Die Proben gehen vier Mal am Tag direkt ins Labor. Die Reisenden können in der Regel innerhalb von drei Tagen online checken, wie der Test ausgefallen ist.“
Kalayci betonte dabei, ein Corona-Test bei der Rückkehr aus dem Urlaub sei “nur eine Momentaufnahme”. Sie gehe davon aus, dass das medizinische Personal bei der Testung darauf hinweise, dass die Untersuchung womöglich nach einigen Tagen wiederholt werden solle.
Neue Anlaufstellen für “Urlaubs-Tests”?
“Auch Reisende aus Nicht-Risikoländern können sich innerhalb von 72 Stunden testen lassen”, erklärte Kalayci. Das geschehe dann aber nicht im Flughafen, sondern über andere Stellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) oder an anderen Teststellen außerhalb der Flughäfen – also auch Arztpraxen oder Kliniken. Für alle Reiserückkehrer seien die Tests kostenlos. Unklar blieb am Freitagnachmittag mit der Ankündigung, ob diese Tests durch das Gesundheitsamt veranlasst werden müssen oder die Begründung “Reiserückkehr” auch für einen Test als Kassenleistung in der Hausarztpraxis ausreichend sein wird. Angedacht waren Berichten zufolge auch Anlaufstellen für freiwillige Testungen außerhalb von Arztpraxen speziell für Rückkehrer aus Risikogebieten.
Mit Material von dpa