Dr. Elisabeth Koch ist Hausärztin, 3. Vorsitzende und Nachwuchs-Beauftragte des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. Sie begleitet die Initiative „Zukunft Praxis“ von Beginn an und wird beim diesjährigen Nachwuchsabend im Rahmen des Hausärztetages am 6. April in Münster auch als Referentin über ihre persönlichen Erfahrungen auf dem Weg in die eigene Praxis und über den Alltag zwischen Hausarzt-Beruf und Familie berichten.
Frau Dr. Koch, die Nachwuchsinitiative Allgemeinmedizin des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe geht in die zweite Runde. Was hat sich seit der Premiere getan?
Die Nachwuchsinitiative ist für uns nicht nur an einem Abend im Jahr von Interesse; das Thema beschäftigt uns fortlaufend. Wir konnten gute Verbindungen zu den Universitäten unserer Region knüpfen, waren bei Nachwuchstagen zur Allgemeinmedizin vor Ort und konnten so den Kontakt zu Studierenden und Lehrenden halten, erweitern und intensivieren.
Das direkte Gespräch ist wichtig, um zu erfahren, was der medizinische Nachwuchs sich wünscht – und was wir als Hausärzteverband tun können.
Sie sind selbst niedergelassene Hausärztin und dreifache Mutter. Welche Bedeutung hat die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für den hausärztlichen Nachwuchs? Und welche Möglichkeiten sehen Sie?
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist wichtig und verlangt persönliche Lösungen, aber ist natürlich auch eine gesellschaftliche Aufgabe.
Unsere ersten beiden Kinder sind während meiner Facharztausbildung geboren. Dies war nur möglich, weil wir Unterstützung durch Familie, Tagesmutter und Kindergarten hatten. Meine Weiterbildung zur Allgemeinärztin habe ich zeitweise auf einer halben Stelle absolviert. Ich habe mich nach der Geburt des dritten Kindes bewusst für die Niederlassung entschieden. Das hatte den Vorteil, dass es keine Nachtdienste und Wochenenddienste mehr gab.
Heute sind die Rahmenbedingungen schon deutlich flexibler. Zum einen hat sich die Kinderbetreuung in Kindergärten in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert. Zum anderen gibt es mehr Arbeitszeitmodelle, um Familie und Beruf gut zu bewältigen. Speziell im niedergelassenen Bereich gibt es zahlreiche neue Möglichkeiten, etwa Job-Sharing oder die Tätigkeit als angestellter Arzt. Die Residenzpflicht ist aufgehoben, neue Notdienstzeiten bedeuten mehr freie bzw. planbare Zeit.
Das Thema Ihres Vortrages am 6. April lautet: „Familie und Hausarztpraxis – eine glückliche Verbindung“. Was möchten Sie den Studierenden mit auf den Weg geben?
Sie sollten die Zeit ohne Kinder nutzen, um die Weiterbildung zum Facharzt voran zu bringen. Sind Kinder da, sollten sie beruflich kürzer treten, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Dies gilt für Männer und Frauen.
Kinder sind durchaus eine Herausforderung, die auch zeitweise persönliche Einschränkungen bedeuten, aber die gemeinsamen familiären Erlebnisse sind ein wunderbarer Gewinn. Mir ist wichtig zu zeigen: Familie und Hausarztpraxis, das ist eine Verbindung, die gut gelingen kann und die tatsächlich glücklich ist und auch macht!