Interoperabel, datensicher und bürokratiearm soll die elektronische Patientenakte (ePA) sein, wenn es nach der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geht. Das machte KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel bei einer KBV-Veranstaltung Mitte Oktober in Berlin deutlich. Es dürfe für jeden Patienten nur eine Akte geben und keine Insel- oder Parallellösungen entstehen.
Uneins sind Gesetzgeber, Kassen und Ärzte noch darüber, wer die Datenhoheit bekommen sollte, wurde in Berlin klar. Während das Bundesgesundheitsministerium und die vertretenen Krankenkassen AOK und TK meinen, dass der Patient entscheiden sollte, welche Daten seine Akte umfasst, sehen Ärzte dies kritisch. Ihr Argument: Kein Arzt könne sich dann darauf verlassen, dass er einen vollständigen Überblick habe. Aber selbst wenn dies gewährleistet wäre, hob Kriedel hervor, dass die ePA den direkten Austausch zwischen Ärzten nicht ersetzen dürfe.
Das Bundesgesundheitsministerium erhofft sich von der ePA vor allem, dass unnötige und doppelte Untersuchungen verhindert werden, sagte dessen Vertreter Oliver Schenk. Zunächst sollen nur Arztbriefe, Medikationsplan und Notfalldaten in der Akte stehen. Im zweiten Schritt sollen die Daten von Impf- und Mutterpass und Entlassbriefe ergänzt werden. Zudem soll es ein eigenes Fach geben, auf das der Patient zugreifen kann. Hier könnte er dann beispielsweise selbst gemessene Gesundheitsdaten speichern.
Unterdessen startet der AOK Bundesverband zwei eigene Projekte, um eine digitale Akte zu testen. Im November beginnt das Pilotprojekt in Mecklenburg-Vorpommern mit zwei Kliniken und dem Ärztenetz „HaffNet“. Etwa 8.000 AOK-Versicherten stehen im Gesundheitsnetzwerk zunächst vier Anwendungen zur Verfügung: Das Aufnahme- und Entlassmanagement in den beteiligten Kliniken, der Austausch von Dokumenten zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzten, das Hochladen eigener medizinischer Dokumente wie Organspendeausweis oder Mutterpass sowie von selbst erhobenen Vitaldaten und Messwerten. Zum Jahreswechsel folgt der nächste Schritt: Gemeinsam mit der drittgrößten privaten Klinikgruppe Sana Kliniken AG und Deutschlands größtem kommunalen Krankenhauskonzern Vivantes startet das AOK-Gesundheitsnetzwerk in Berlin in die Pilotphase. Beteiligt sind neun Kliniken und 13 Medizinische Versorgungszentren von Vivantes sowie das Sana-Klinikum Lichtenberg.
Zusammen versorgen sie pro Jahr etwa 114.000 AOK-Versicherte, die künftig die digitale Akte nutzen können. Zusätzlich zu den im Piloten erprobten Anwendungen werden den Patienten in Berlin ein digitaler Medikationsplan, die Bereitstellung von Labordaten durch die beteiligten Ärzte sowie die Möglichkeit zur Terminvereinbarung mit Kliniken und Ärzten angeboten. Auch die Techniker Krankenkasse verfolgt mit der elektronischen Gesundheitsakte (eGA) ein eigenes Projekt, an dem bereits mehrere Kliniken ihre Teilnahme erklärt haben. 2018 soll die erste Ausbaustufe beginnen, hieß es dazu.