Es gibt Fakten, die kann man nicht ignorieren. In der Gesundheitspolitik ist das unter anderem die Tatsache, dass wir mehr hausärztlichen Nachwuchs brauchen. Alles andere hätte nicht nur für den ambulanten Bereich, sondern für das Gesundheitswesen als Ganzes katastrophale Folgen.
Auch die Politik ist um diesen Fakt nicht umhingekommen und hat aus diesem Grund schon vor vielen Jahren den Masterplan Medizinstudium 2020 beschlossen (Siehe Artikel “Masterplan Medizinstudium: Keine Zeit mehr für Zeitspiel“).
So soll insbesondere die Allgemeinmedizin, die bisher vielerorts ein Schattendasein fristet, im Studium gestärkt werden. Das ist unverzichtbar, wenn mehr Medizinstudierende für eine Tätigkeit als Hausärztin oder Hausarzt begeistert werden sollen.
Alles gut also? Weit gefehlt! Denn inzwischen haben wir bekanntlich 2022 und warten immer noch auf den Masterplan 2020. Die Länder blockieren und verweisen auf die Kosten, die sie nicht tragen wollen.
Maßgeblich befeuert werden sie dabei vom Medizinischen Fakultätentag, der seit Jahren vor den angeblich enorm hohen Investitionen warnt. Nicht nur aus unserer Sicht sind diese Zahlen aus der Luft gegriffen. Die realen Kosten dürften deutlich niedriger ausfallen.
Der Verdacht liegt nahe, dass mit Hilfe von Schreckenszahlen versucht wird, die Reform des Medizinstudiums zu blockieren – und das leider bisher mit Erfolg.
Ich glaube, den Verantwortlichen ist nicht klar, was sie hier anrichten. Wenn die hausärztliche Versorgung geschwächt wird, dann wird man sich die übersichtlichen Kosten für eine Reform des Medizinstudiums noch herbeisehnen, denn ohne eine starke hausärztliche Versorgung werden die Ausgaben explodieren. Es ist teilweise erschreckend, wie kurz von manchen gedacht wird.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass sich die Vernunft irgendwann durchsetzen wird. Die verlorenen Jahre werden wir aber nicht mehr aufholen können.
Mit kollegialen Grüßen
Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e. V.