Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und die EU-Kommission haben den Corona-Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson am Donnerstag, den 11. März, in der EU empfohlen. Das Vakzin ist somit der vierte, in der EU zugelassene Impfstoff gegen Covid-19. Im Gegensatz zu den übrigen Vakzine muss Johnson & Johnson nur einmal gespritzt werden und kann zudem bei Kühlschranktemperatur gelagert werden. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte eine Notfall-Zulassung für den Impfstoff erteilt.
Die Wirksamkeit des Impfstoffs liegt laut Angaben der EMA bei 67 Prozent. Im Vorfeld der Empfehlung durch die EMA hatte die EU-Kommission bereits 200 Millionen Impfdosen bei dem US-Unternehmen bestellt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die SPD rechnen frühestens Mitte, Ende April mit der Lieferung des Vakzins.
EU ist angewiesen auf US-Exporte
Die SPD warnte vor Verzögerungen bei den Lieferungen von Johnson & Johnson. „Da die EU noch keine eigenen Abfüll- und Verschließ-Anlagen hat, sind wir von Exporten aus den USA abhängig“, sagte der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken am Tag der Zulassung des Impfstoffs. Entwickelt wurde das Vakzin von der Johnson-Tochter Janssen, die Abfüllung erfolgt aber zum Teil in den USA. Diese hatten im vergangenen Jahr Impfstoffexporte noch unter Donald Trump gestoppt.
Wölken ermahnte die EU-Kommission, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um sogenannte „Fill-and-Finish-Standorte“ in der EU aufzubauen. Das Vakzin könnte aus Sicht des Experten einen Wendepunkt für die Impfkampagne bringen.
„New York Times“: In den USA stapeln sich Millionen Dosen Astrazeneca
Medienberichten zufolge haben sich in den USA Millionen ungenutzte Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs angesammelt. Laut der „New York Times“ liege das daran, dass noch keine Ergebnisse der klinischen Studien in den USA vorliegen. Astrazeneca habe auch noch keine Notfallzulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt. Die US-Regierung von Präsident Joe Biden habe es außerdem mehrfach abgelehnt, Impfdosen an Brasilien, Großbritannien oder die EU zu schicken.
In Deutschland sind die Impfungen mit dem Astrazeneca-Vakzin vorerst ausgesetzt. Dies geht auf das Auftreten von sehr seltenen Thrombosen in Hirnvenen, bei denen drei von sieben Betroffenen nach der Impfung gestorben waren, zurück.
Mit Material von dpa