Berlin. Im zweiten Quartal 2020 gab es einen historischen Tiefstand bei Antibiotikaverordnungen, teilt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) am 28. Februar mit. Das Zi hat Arzneimittelverordnungsdaten im Zeitraum Januar 2016 bis Mai 2021 analysiert. Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 würden sich die Zahlen auf einem signifikant niedrigeren Niveau als in den Jahren zuvor bewegen.
Seien 2019 noch 29,5 Millionen Verordnungen ausgegeben worden, seien es 2020 nur noch 21,8 Millionen gewesen. Dabei hätten die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland im internationalen Vergleich bereits vor der Corona-Pandemie Antibiotika überaus moderat verordnet, so das Zi.
Nicht nur mit Infektionsschutzmaßnahmen erklärbar
Die Verordnungsrückgänge seien in allen Altersgruppen zu verzeichnen, so das Zi. Bei den null – bis sechs-Jährigen hätten sich die Verordnungszahlen im Vergleich zu 2019 fast halbiert (-44 Prozent).
Mit einem Absinken um 35 Prozent sei der Effekt bei den sieben- bis 18-Jährigen zwar etwas geringer, aber dennoch sehr deutlich. Bei den 18- bis 65-Jährigen sei der Effekt am größten: 2020 seien rund 4,5 Millionen Verordnungen weniger (-26 Prozent) als im Vorjahr ausgegeben worden.
[habox:1] Dies korrespondiere auch mit den pandemiebedingten Infektionsschutzmaßnahmen seit dem Frühjahr 2020. Dies allein erkläre aber nicht den überproportional starken Rückgang der Verordnungen in dieser Altersgruppe.
Nicht mehr krank zur Arbeit
„Denkbar ist vielmehr auch, dass sich der Umgang mit Atemwegsinfektionen grundsätzlich verändert hat. Trotz Krankheitssymptomen am Arbeitsplatz zu erscheinen, obwohl eine Krankmeldung angezeigt wäre, ist im Zuge der Pandemie auf Grund des allgemeinen Infektionsrisikos deutlich kritischer bewertet worden als zuvor. Damit sinkt auch der empfundene oder tatsächliche Druck auf Beschäftigte, krank anwesend zu sein und dies im Notfall auch durch die Einnahme von Arzneimitteln wie Antibiotika sicherzustellen“, erklärte Zi-Chef Dr. Dominik von Stillfried. (red)