In der Nationalen Verzehrsstudie II wurden etwa 20.000 Personen im Alter zwischen 14 und 80 Jahren zu ihrer Ernährungssituation befragt. Dabei zeigte sich, dass in der deutschen Bevölkerung häufig ein Mangel an Vitamin D und Folsäure besteht.
Das betrifft nicht nur Frauen mit Osteoporose und Schwangere, bei denen die Supplementation dieser beiden Nährstoffe längst anerkannt ist. Auch andere Bevölkerungsgruppen nehmen zu wenig Vitamin D und Folsäure auf. Der Studie zufolge liegt die Zufuhr von Vitamin D und Folsäure bei insgesamt 79 bis 91 Prozent der Männer und Frauen unter den von der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Referenzwerten.
Zu wenig Sonne in Deutschland
Der Hauptgrund für den Vitamin-D-Mangel ist, dass die Sonnenlichtexposition in unseren Breitengraden auch im Sommer häufig zu gering ist, um die Vitamin-D-Produktion ausreichend anzukurbeln. Zu niedrige Vitamin-D-Spiegel haben Folgen u.a. für die muskuloskelettale Integrität und die Funktion des Immunsystems.
Folsäure, die für die Zellteilung und Blutbildung benötigt wird, kommt zwar in grünem Gemüse, Vollkornprodukten, Pommes frites und Schokolade vor. Doch für die erforderliche tägliche Folsäurezufuhr müsste man jeden Tag z.B. 600 g Blumenkohl essen.
Mangel an vielen Mikronährstoffen
Ein weiterer kritischer Nährstoff ist Kalzium. 74 Prozent der weiblichen Jugendlichen unterschreiten die Empfehlung für die Kalziumzufuhr, bei den über 65-jährigen Männern und Frauen sind 61 – 65 Prozent. Auch bei vielen anderen Mikronährstoffen liegt zwar der Median im Normalbereich, dennoch liegt bei einem Teil der Bevölkerung ein Mangel an diesen Nährstoffen vor, erklärte Prof. Andreas Hahn, Leiter des Instituts für Lebensmittelwissenschaft und Humanernährung, Leibniz Universität Hannover. Beispielsweise nimmt etwa 30 Prozent der Bevölkerung weniger Vitamin C auf als empfohlen. Auch die Vitamine B1, B2 und B12, Magnesium, Eisen, Jod und Zink gehören zu den Nährstoffen, die von vielen Menschen in zu geringer Menge aufgenommen werden.
So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Somit stellt sich die Frage, ob eine Nährstoffsupplementation sinnvoll ist. Hahn wies darauf hin, dass Nährstoffsupplemente eine vielseitige und ausgewogene Ernährung zwar nicht ersetzen und auch einen ungesunden Lebensstil nicht ausgleichen können, dass aber die gezielte Zufuhr einzelner Nährstoffe Defizite vermeiden und ausgleichen kann.
Doch das Motto „Viel hilft viel“ gilt bei Mikronährstoffen nicht. Das „upper limit of safe intake“, das heißt diejenige Dosis eines Nährstoffs, die langfristig ohne unerwünschte Nebenwirkungen aufgenommen werden kann, sollte nicht überschritten werden, denn ein Zuviel kann mit toxischen Wirkungen einhergehen. Daher strebt man heute eine Mikronährstoffgabe nach Bedarf an, mit dem Ziel, nur die tatsächlich fehlenden Stoffe zu ergänzen und diese niedrig dosiert zu verabreichen. Hahn warnte darüber hinaus vor Vitaminpräparaten aus dem Internet, vor allem aus dem Ausland, weil diese ungeeignete Dosierungen und nicht deklarierte, aber möglicherweise pharmakologisch wirksame Substanzen enthalten können.
Quelle: Symposium „Mikronährstoffe für Frauen in verschiedenen Lebensphasen – wann, was, wieviel, warum?“, 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), München, 9. Oktober 2014