Viele Rheuma-Patienten wünschen es und es spart auch Kosten. Die Rede ist vom Therapieabbau bei anhaltender Remission. Doch wann kann oder sollte man dies wagen? Zunächst einmal muss der Patient einverstanden sein und es sollte eine über mindestens sechs Monate anhaltende stabile Remission vorliegen, bevor man über einen Therapieabbau nachdenkt. Um eine nach Therapiereduktion eintretende Verschlechterung rechtzeitig erkennen zu können, sollte auch eine regelmäßige Überwachung garantiert sein. Die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Therapieabbaus ist umso größer, je kürzer die Krankheitsdauer ist und je schneller es gelingt, mit der medikamentösen Therapie eine Remission zu erreichen. Eine initial hohe Krankheitsaktivität und auch stark erhöhte Anti-ccP-Antikörper signalisieren dagegen geringere Erfolgsaussichten.
Entschließt man sich zu einem Therapieabbau, so dürfte eine Dosisreduktion z.B. durch eine Verlängerung der Applikationsintervalle erfolgversprechender sein als ein komplettes Absetzen der Therapie. Kommt es nach Reduzierung der Dosis zu einer Verschlechterung, auch "Flare" genannt, so führt eine erneute Steigerung der Dosis, also eine Volldosierung bzw. eine Wiederaufnahme der ursprünglich erfolgreich durchgeführten Therapie wieder rasch zu einer stabilen Remission. Bisher hat sich in keiner einzigen Studie gezeigt, dass eine Therapiereduktion das langfristige Outcome verschlechtert. Doch zurzeit liegen nur vereinzelte Langzeitbeobachtungen nach Therapieabbau vor.
In der RETRO-Studie wurden die für einen Therapieabbau geeigneten Patienten in 3 Gruppen randomisiert: Unverändertes Fortführen oder Halbierung oder vollständiges Absetzen der Therapie. Innerhalb eines Jahres wurden folgende Flare-Raten beob-achtet: 15,8 Prozent vs. 38,9 Prozent vs. 51,9 Prozent. Bei Patienten mit nachweisbaren Anti-ccP-Antikörpern war die Flare-Rate mit 40 Prozent allerdings doppelt so hoch wie bei Anti-ccP-negativen Patienten. Wurde die Therapie dann wieder fortgeführt, so zeigten die Patienten wiederum ein ausgezeichnetes Ansprechen.
Quelle: Rheumatologie update, 16.-17.3.2018 in Wiesbaden