Die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens einmal mit HPV. Die Infektion bleibt in den meisten Fällen symptomfrei und ist nach ein bis zwei Jahren nicht mehr nachweisbar (passagere Infektion). Wenn die Infektion jedoch persistiert, kann sie über Krebsvorstufen zu Plattenepithelkarzinomen im Anogenitalbereich, in der Mundhöhle und im Rachen führen. Hochrisiko-Virustypen (v.a. 16 und 18) können zu Krebs führen, Niedrigrisiko-Typen (v.a. 6 und 11) zu Genitalwarzen. Immer wieder stellt sich in der Praxis die Frage, ob ein HPV-Test vor der Impfung sinnvoll ist oder ob eine Impfung nach einer HPV-Infektion überhaupt noch Vorteile bringt.
Den Effekt einer Impfung bei bereits infizierten Männern untersuchte die STIKO 2018 in einem systematischen Review[1], der die Impfeffektivität bei allen Studienteilnehmern (unabhängig vom HPV-Infektionsstatus) mit der Impfeffektivität bei den Studienteilnehmern ohne HPV-Infektion verglich. Die Autoren schlossen sieben Studien mit insgesamt 5.294 Teilnehmern in diesen systematischen Review ein, das Biasrisiko wurde als gering bewertet.
Wenn Teilnehmer unabhängig vom HPV-Infektionsstatus zum Zeitpunkt der Impfung ausgewertet wurden, war die Impfeffektivität gegen genitale HPV-Infektion und hochgradige anale intraepitheliale Läsionen moderat. Höher war sie in der Gruppe der Teilnehmer, die zum Zeitpunkt der Impfung nicht infiziert waren. Das unterstützt die Empfehlung der STIKO, Jungen vor Beginn der sexuellen Aktivität zu impfen [2].
Eine Studie untersuchte 2018 den Effekt einer HPV-Impfung bei Frauen nach einer abgeklungenen HPV-Infektion [3]. Eingeschlossen wurden 178 Frauen unter 45 Jahren, die gegen eine HPV-bezogene Erkrankung behandelt worden waren und einen negativen HPV-Test, negative Zytologie und Kolposkopie zeigten. Die Verum-Gruppe erhielt eine HPV-Impfung, die Kontrollgruppe nicht. Die Teilnehmer wurden für drei Jahre nachbeobachtet. 13,5 Prozent der 89 Kontrollpatientinnen erkrankten erneut, gegenüber nur 3,4 Prozent der 89 Verum-Patientinnen. Die Kaplan-Meier-Kurven der zwei Gruppen unterschieden sich signifikant und in der Kontrollgruppe traten erneute Erkrankungen signifikant häufiger auf.
Die Autoren vermuten, dass die hohen Antikörper-Titer, die die Impfung erzeugt, eine erneute Infektion verhindern. Sie sind der Meinung, dass eine HPV-Infektion das erneute Auftreten von HPV-bezogenen Erkrankungen reduzieren kann.
Literatur:
[1] Thomas Harder et al.: Efficacy, effectiveness and safety of vaccination against human papillomavirus in males: a systematic review. BMC Medicine (2018) 16:110
[2] Epidemiologisches Bulletin. 28. Juni 2018 / Nr. 26 [3] Pieralli A et al.:Indication of prophylactic vaccines as a tool for secondary prevention in HPV-linked disease. Arch Gynecol Obstet. 2018 Dec;298(6):1205-1210. doi: 10.1007/s00404-018-4926-y. Epub 2018 Oct 10.