InfektionenPulmonale Infektionen bei COPD- und Asthma-Patienten

Infektionen und obstruktive Lungenerkrankungen sind gerade auch im Hinblick auf die COVID-19-Pandemie wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Worauf es bei der Behandlung mit Antibiotika ankommt und welche Rolle die Prävention spielt.

Asthma bronchiale und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sind zwei der häufigsten Krankheiten, mit der die Gesellschaft in Deutschland aber auch weltweit zu tun hat. Die Prävalenz bei COPD beträgt in Deutschland etwa zehn Prozent [1], bei Asthma etwa sechs Prozent [2].

Weltweit sind über 500 Millionen Menschen von einer chronischen Atemwegserkrankung betroffen, die aktuell die dritthäufigste Ursache für den Tod darstellt [3].

Asthma bronchiale

Auslöser von Exazerbationen bei Asthma bronchiale sind häufig Viren. Insbesondere sind dabei RSV (Humane Respiratorische Synzytial-Viren) und Rhinoviren für die Verschlechterungen verantwortlich [4].

Wie die Nationale Versorgungsleitlinie Asthma bronchiale betont, ist Auswurf ein typisches Symptom der Krankheit. Dieses kann jedoch fälschlich als bakterielle Infektion gedeutet werden. Vermutlich aus diesem Grund werden bei Asthma bronchiale zu häufig Antibiotika bei Exazerbationen verschrieben.

Bei Kindern und Jugendlichen werden dabei im stationären Bereich sogar in 15 Prozent der Fälle Antibiotika ohne einen eindeutigen Grund gegeben. Der Krankheitsverlauf wird durch Antibiotika nicht gebessert, im Gegenteil wird die Gabe mit einer verlängerten Krankheitsdauer assoziiert.

In einer Studie zeigte sich, dass sich Krankenhausaufenthalte dadurch um fast 30 Prozent verlängerten und um etwa 1.000 Euro verteuerten. Ohne ausreichenden Hinweis auf eine bakterielle Infektion wird daher keine Antibiotikagabe empfohlen [5], [6], [7].

COPD

Infektionen der unteren Atemwege sind bei COPD-Patienten deutlich häufiger als bei Lungengesunden und manifestieren sich zumeist als Exazerbation. Das bedeutet Luftnot und Husten nehmen zu, wodurch eine Änderung der Therapie notwendig wird [8].

Ein Großteil der COPD-Exazerbationen werden zumindest initial durch Viren verursacht. Die S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD) empfiehlt bei Exazerbation die Intensivierung der inhalativen Therapie.

Bei mittelschwereren Exazerbationen sollte über fünf Tage ein systemisches Glukokortikosteroid (40 mg Prednisolonäquivalent/d) eingesetzt werden. Im ambulanten Bereich wird die Gabe von Antibiotika erst bei zunehmendem und eindeutig purulentem Sputum empfohlen [9]. Hilfreich in der Entscheidung, ob eine Antibiose begonnen werden sollte, ist weiter der CRP-Wert.

Das Verschreiben von Antibiotika kann dadurch um fast 70 Prozent reduziert werden, ohne dass es im Verlauf zu Nachteilen kommt [10, 11]. Dabei sollte die Behandlung maximal fünf bis sieben Tage dauern. Eine längere Gabe ist mit erhöhten Nebenwirkungen und Resistenzbildung verbunden [12]. Empirisch als Erstes sollten Aminopenicillin mit Clavulansäure, Makrolide oder Tetrazy-kline erwogen werden [9].

Prävention

Die Rationale und die Empfehlungen zur Prävention gleichen sich bei Asthma bronchiale und COPD. Nach STIKO sollten sich die Patienten gegen Influenza und Pneumokokken impfen lassen. Die Impfung gegen Influenza sollte jährlich im Herbst erfolgen.

Die Anzahl der Impfungen der COPD-Patienten in Deutschland ist erstaunlich niedrig. Nur jeder dritte Patient wurde leitliniengerecht gegen Influenza und jeder zehnte gegen Pneumokokken geimpft [13]. Zur Prävention gehört auch Tabakentwöhnung.

Man sollte helfen, das Rauchen zu beenden, indem eine multimodale Tabakentwöhnung bestehend aus Gesprächen und medikamentöser Begleitung vermittelt wird. Dadurch wird die Sterblichkeit gesenkt und die Infektneigung auch gegenüber anderen Pathogenen reduziert [14].

COVID-19-Pandemie

Laut DGP-Stellungnahme ist ein gut behandeltes Asthma bronchiale nicht mit einem schlechteren COVID-19-Krankheitsverlauf verbunden.

Die COPD hingegen ist mit einem mäßig erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf von SARS-CoV-2 assoziiert. Rauchen wird mit einem besonders schweren Krankheitsverlauf in Verbindung gebracht.

Bei Tabakkonsum ist der ACE2-Rezeptor (die Eintrittspforte des Virus) überexprimiert. Dies ist wahrscheinlich ein Grund für einen schwereren Verlauf der Erkrankung. Dabei sind in Deutschland etwa 40 Prozent der Patienten mit COPD-Diagnose aktive Raucher.

Augenblicklich besteht daher noch ein guter Grund mehr, eine Tabakentwöhnung durchzuführen (siehe unter Prävention) [15], [16], [17], [18], [19].

An COPD Erkrankte wurden von der Bundesregierung in die Gruppe mit erhöhter Priorität (Gruppe 3 von insgesamt 4 Gruppen) bei der Schutzimpfung gegen COVID-19 eingestuft [20]. •

Literatur

  1. Geldmacher H, Biller H, Herbst A, Urbanski K, Allison M, Buist AS, Hohlfeld JM, Welte T. Die Pr‰valenz der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) in Deutschland. Ergebnisse der BOLD-Studie [The prevalence of chronic obstructive pulmonary disease (COPD) in Germany. Results of the BOLD study]. Dtsch Med Wochenschr. 2008 Dec;133(50):2609-14. German.
  2. Steppuhn H, Kuhnert R, Scheidt-Nave C. 12-Monats-Pr‰valenz von Asthma bronchiale bei Erwachsenen in Deutschland. Journal of health monitoring 2017; 2(3):36ñ45.
  3. GBD Chronic Respiratory Disease Collaborators. Prevalence and attributable health burden of chronic respiratory diseases, 1990-2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. Lancet Respir Med. 2020 Jun;8(6):585-596.
  4. Wark PAB, Ramsahai JM, Pathinayake P, Malik B, Bartlett NW. Respiratory Viruses and Asthma. Semin Respir Crit Care Med. 2018 Feb;39(1):45-55. doi: 10.1055/s-0037-1617412. Epub 2018 Feb 10. PMID: 29427985; PMCID: PMC7117086.
  5. Stefan MS, Shieh MS, Spitzer KA, Pekow PS, Krishnan JA, Au DH, Lindenauer PK. Association of Antibiotic Treatment With Outcomes in Patients Hospitalized for an Asthma Exacerbation Treated With Systemic Corticosteroids. JAMA Intern Med. 2019 Mar 1;179(3):333-339.
  6. Bundesärztekammer (BA®K), Kassena®rztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma ñ Langfassung, 4. Auflage. Version 1. 2020 [zitiert: 2020-12-7].
  7. Jewell MJ, Leyenaar J, Shieh MS, Pekow PS, Stefan M, Lindenauer PK. Unnecessary antibiotic prescribing in children hospitalised for asthma exacerbation: a retrospective national cohort study. BMJ Qual Saf. 2020 May 18:bmjqs-2019-010792.
  8. Sethi S. Infection as a comorbidity of COPD. Eur Respir J. 2010 Jun;35(6):1209-15.
  9. https://goldcopd.org/wp-content/uploads/2019/11/GOLD-2020-REPORT-ver1.0wms.pdf (letzter Zugriff am 07.12.2020)
  10. Brett AS, Al-Hasan MN. COPD Exacerbations – A Target for Antibiotic Stewardship. N Engl J Med. 2019 Jul 11;381(2):174-175.
  11. Prins HJ, Duijkers R, van der Valk P, Schoorl M, Daniels JMA, van der Werf TS, Boersma WG. CRP-guided antibiotic treatment in acute exacerbations of COPD in hospital admissions. Eur Respir J. 2019 May 23;53(5):1802014.
  12. Stolbrink M, Amiry J, Blakey JD. Does antibiotic treatment duration affect the outcomes of exacerbations of asthma and COPD? A systematic review. Chron Respir Dis. 2018 Aug;15(3):225-240.
  13. Heinmüller S, Schaubroeck E, Frank L, Hˆfle A, Langer M, Saggau K, Schedlbauer A, K¸hlein T. The quality of COPD care in German general practice-A cross-sectional study. Chron Respir Dis. 2020 Jan-Dec;17:1479973120964814.
  14. Andreas S, Batra A, Behr J, Chenot JF, Gillissen A, Hering T, Herth FJ, Kreuter M, Meierj¸rgen R, M¸hlig S, Nowak D, Pfeifer M, Raupach T, Schultz K, Sitter H, Walther JW, Worth H. Tabakentwˆhnung bei COPD [Smoking cessation in patients with COPD]. Pneumologie. 2014 Apr;68(4):237-58. German.
  15. Leung JM, Yang CX, Tam A, Shaipanich T, Hackett TL, Singhera GK, Dorscheid DR, Sin DD. ACE-2 expression in the small airway epithelia of smokers and COPD patients: implications for COVID-19. Eur Respir J. 2020 May 14;55(5):2000688.
  16. Celli BR, Wedzicha JA. Update on Clinical Aspects of Chronic Obstructive Pulmonary Disease. N Engl J Med. 2019 Sep 26;381(13):1257-1266.
  17. https://pneumologie.de/fileadmin/user_upload/Presse/2020-05-28PM_DGP_Weltnichtrauchertag.pdf (letzter Zugriff am 22.12.2020)
  18. Lommatzsch M, Rabe KF, Taube C, Joest M, Kreuter M, Wirtz H, Blum TG, Kolditz M, Geerdes-Fenge H, Otto-Knapp R, H‰cker B, Schaberg ,T. Ringshausen FC, Vogelmeier CF, Reinmuth N, Reck M, Gottlieb J, Konstantinides S, Meyer FJ, Worth H, Windisch W, Welte T, Bauer T. Risikoabsch‰tzung bei Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie [Risk Assessment for Patients with Chronic Respiratory and Pulmonary Conditions in the Context of the SARS-CoV-2 Pandemic – Statement of the German Respiratory Society (DGP) with the Support of the German Association of Respiratory Physicians (BdP)]. Pneumologie. 2020 Nov 26. German.
  19. Heinmüller S, Schaubroeck E, Frank L, Hˆfle A, Langer M, Saggau K, Schedlbauer A, K¸hlein T. The quality of COPD care in German general practice-A cross-sectional study.
  20. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/C/Coronavirus/Verordnungen/CoronaImpfV_-_De_Buette.pdf (letzter Zugriff am 07.01.2021)

Die Autoren haben keine Interessenskonflikte deklariert.

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