Die Atemwege verändern sich mit zunehmendem Alter. Demzufolge stellen sich auch Erkrankungen von Lunge und Atemwegen im Alter anders dar und bieten zunehmend Fallstricke auf dem Weg zur richtigen Diagnose und erfolgreichen Therapie.
Selbstverständlich bleibt Asthma auch im höheren Alter Asthma. Aber das Spektrum an Krankheiten nimmt mit steigendem Alter zu. Als chronische Atemwegserkrankung muss ab dem 40. Lebensjahr die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) als wichtigste Differenzialdiagnose ins Kalkül mit einbezogen werden.
Herr K., 34 Jahre alt, Raucher (10 Zigaretten/Tag), macht aktuell eine Suchttherapie (Amphetamin, Cannabis) und stellt sich wegen eingeschränkter Belastbarkeit vor. Er sei gegen alles allergisch, was er aber nicht konkretisieren konnte. “Wenn wir beim Ausgang bergan gehen, sind meine Kollegen bereits oben und rauchen schon, wenn ich endlich japsend oben ankomme!” Vor 5 Jahren sei eine Lungenfunktionsuntersuchung gemacht und ein Asthma diagnostiziert worden. Seitdem inhaliere er mit Unterbrechungen (Fluticason 250 µg + Salmeterol 50 µg).
Klinisch imponierte ein deutlich abgeschwächtes Vesikuläratmen mit leichtem Knistern. Die Lungenfunktion zeigte eine deutlich verkleinerte Atemkurve bei reduzierten Lungenfunktionsparametern mit nur leichten Hinweisen auf eine Obstruktion und fast fehlender Reaktion im akuten Bronchospasmolysetest (restriktive Ventilationsstörung / negativer Broncholysetest).
Die deutlich reduzierten Lungenfunktionsparameter und die ausbleibende Reaktion im Bronchospasmolysetest sprechen gegen ein Asthma. Gegen eine COPD spricht das noch junge Alter des Patienten. Die restriktive Ventilationsstörung und die erwähnten Überlegungen sollten jedoch hellhörig machen.
Die weitere Diagnostik (Ausschluss eines Alpha-1-Antitrypsin-Mangels, Röntgenthorax und Computertomografie) bestätigten den Verdacht auf eine interstitielle Lungengerüstkrankheit.
Die Nachanamnese ergab keine berufsbedingte Ursache. Herr B. hatte das Amphetamin und damit das darin enthaltene Talkumpulver regelmäßig inhaliert statt es zu schlucken und damit eine medikamenteninduzierte Fibrose ausgelöst.
Altersbedingte Veränderungen
Die Größe des Brustkorbvolumens bestimmt das Lungenvolumen. Demzufolge kann es nicht kleiner werden. Nur wenn eine Osteoporose zu Einsinterungen führt und sich das intrathorakale Volumen damit ändert, resultiert als Folge auch eine Abnahme des Lungenvolumens.
Die Bänder im knöchernen Thorax und die elastischen Fasern in der Lunge verlieren im Alter an Elastizität und die Gelenke versteifen langsam. Die Muskulatur büßt an Elastizität und Kontraktionsfähigkeit ein. Der Umfang und die Schnelligkeit der Atemmanöver nehmen ab.
Gleichzeitig schwinden Alveolarsepten, die Alveolen konfluieren und es entstehen Emphysemblasen. Die Netzkapillaren verschwinden. Die größeren Stromkapillaren bleiben aber erhalten, so dass keine Strömungsbehinderung resultiert. Dieses physiologische Altersemphysem behindert nicht.
Lediglich die damit verbundene Leistungsminderung kann zum Problem werden. Da aber die Belastbarkeit allgemein im fortschreitenden Alter abnimmt, sind wirkliche Probleme nicht zu erwarten. Die Symptome bei altersbedingten Veränderungen bieten keine eindeutigen Hinweise.
Luftnot
Luftnot tritt auf, wenn eine Diskrepanz zwischen “Bedarf” und “Angebot” an Luft existiert und die Versorgung mit Sauerstoff einschränkt. Allein schon die erwähnten physiologischen Altersveränderungen schränken die Belastbarkeit ein und vermitteln bei “Überlastung” das Gefühl von Luftnot. Im fortgeschrittenen Alter wird es demzufolge schwer, zwischen der “physiologischen” Luftnot, bedingt durch die Altersveränderungen, und der pathologischen Luftnot, hervorgerufen durch Krankheiten, zu unterscheiden.
Verschiedene Erkrankungen können zu Luftnot führen. Zu denken ist nicht nur an eine Atemwegsobstruktion bei Asthma, COPD oder anderen Atemwegs- und Lungenkrankheiten, sondern auch an Anämie, Herzinsuffizienz, Gefäßstenosen u. a. Auch viele Patienten mit koronarer Herzkrankheit klagen über Luftnot oder Magenschmerzen.
Weiterlesen
Leitlinien-Update
NVL Asthma: Neue Version
Tabakkonsum
Rauchstopp lohnt sich immer
Infografik
Asthma: Wissen zum Mitnehmen
Praxismanagement
DMP COPD: Dokumentation im 1. Quartal abschließen