Genf. Vor wenigen Tagen wurden mehrere Fälle schwerer Hepatitiden bei Kindern in Großbritannien gemeldet (wir berichteten). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht mittlerweile von 169 Fällen in elf Ländern aus.
Aus Deutschland wurde dem Robert Koch-Institut bisher ein Fall berichtet, der Erkrankungsbeginn lag bereits im Januar 2022. Die meisten Fälle meldet Großbritannien (114). Bei 17 Kindern war laut WHO-Angaben eine Lebertransplantation nötig, zwei Kinder starben.
Die Ursache der schweren Hepatitiden ist unklar, bei keinem der Kinder im Alter zwischen einem Monat und 16 Jahren wurden die typischen Auslöser von Hepatitiden, die Hepatitis-Viren A, B, C, D und E, detektiert.
Teilweise Ko-Infektionen mit SARS-CoV-2
74 Kinder waren mit einem Adenovirus infiziert, bei 18 davon handelte es sich um den Untertyp F 41 (dieser wurde bisher nicht mit Hepatitiden in Verbindung gebracht, kann aber Symptome wie Diarrhö auslösen). 20 Kinder waren mit SARS-CoV-2 infiziert, bei 19 wurde eine Ko-Infektion von SARS-CoV-2 und einem Adenovirus festgestellt.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königreich gehen derzeit davon aus, dass eine Adenovirus-Infektion die wahrscheinlichste Ursache ist. Möglich ist auch, dass besonders jüngere Kinder aufgrund der Pandemie besonders empfänglich für eine Virusinfektion sind.
Wie die WHO weiter berichtet, wurden bei den Kindern neben deutlich erhöhten Leberwerten (Aspartat-Transaminase (AST) oder Alanin-Aminotransaminase (ALT) über 500 IU/L), Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen gemeldet. Fieber sei meist nicht aufgetreten.
Verdachtsfälle melden!
Nachforschungen zu einer möglichen anderen Ursache (Lebensmittelintoxikation, Umwelteinflüsse) als eine Virusinfektion laufen noch. Ärztinnen und Ärzte fordert die WHO auf, mögliche weitere Erkrankungen zu melden. Als Verdachtsfall stuft die WHO Personen ein
- im Alter unter 16 Jahren,
- mit akuter Hepatitis (ohne Nachweise der Hepatitis-Viren A bis E),
- Serum-Transaminase >500 IU/L (AST oder ALT).
Quelle: Mitteilung der WHO