Die ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie entwickelten Arzneistoffe Pregabalin und Gabapentin werden zunehmend bei allgemeinen chronischen Schmerzen eingesetzt, obwohl ihre Wirksamkeit bei dieser Anwendung zweifelhaft ist. Das schließen Forscher aus der Analyse der Daten von vier Millionen Versicherten, die dem Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin zur Verfügung stehen.
Demnach stieg im Untersuchungszeitraum von 2009 bis 2015 einerseits die Zahl der Verschreibungen an; andererseits wiesen die Daten nur bei etwa 25 Prozent der Betroffenen, die erstmals Pregabalin oder Gabapentin erhielten, auf eine typische neuropathische Schmerzstörung als für den Einsatz anerkannte Indikation hin. Drei Viertel der Patienten litten hingegen an chronischen Schmerzen ohne eine neuropathische Schmerzkomponente.
In 61 Prozent aller Fälle kam es zum Abbruch der Behandlung. Die hohe Abbruchrate lasse vermuten, dass die Verabreichung keinen therapeutischen Nutzen bringe oder dass unerwünschte Nebenwirkungen aufträten, schlussfolgern die Studienautoren. Ihr Fazit: “Ärzte und Patienten sollten bei der Verschreibung von Pregabalin und Gabapentin Vorsicht walten lassen.” Besser solle auf konservative Maßnahmen zurückgegriffen werden.
Quelle: Viniol A. et. al. Prescribing practice of pregabalin/gabapentin in pain therapy: an evaluation of German claim data, BMJ Open 2019, DOI: http://dx.doi.org/10.1136/bmjopen-2018-021535