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Serie "Cochrane-Evidenz für die Hausarztpraxis" Orale Antikoagulation bei Krebspatienten?

Orale Antikoagulanzien können Tumorpatientinnen und -patienten vor Blutgerinnseln schützen. Überwiegt der Nutzen das Risiko?

Orale Antikoagulanzien können das Überleben von Krebspatienten verbessern, erhöhen aber das Blutungsrisiko.

Bei einer onkologischen Erkrankung koordinieren Hausärztinnen und Hausärzte zwischen spezialisierten Einrichtungen, gehen auf psychosoziale Bedürfnisse der Patienten ein und sind Ansprechpartner für supportive Therapien.

Orale Antikoagulanzien können das Überleben von Patienten, welche an einer onkologischen Erkrankung leiden, verbessern; sie erhöhen jedoch auch das Blutungsrisiko.

Das Ziel des vorliegenden Cochrane Reviews [1] war es, die Wirksamkeit und Sicherheit von oralen Antikoagulanzien bei ambulanten Krebspatienten zu bewerten. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien, welche den Nutzen und Schaden von Vitamin-K-Antagonisten (VKA) oder direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) bei ambulanten Krebspatienten untersuchten.

Dabei befanden sich die Patienten in Chemotherapie, Immuntherapie oder Strahlentherapie oder in einer Kombination aus diesen Therapien. Eine andere therapeutische oder prophylaktische Standardindikation für eine Antikoagulation bestand nicht.

Randomisierte kontrollierte Studien

Eine Randomisierung gewährleistet, dass Gruppen innerhalb einer Studie miteinander vergleichbar bleiben. Randomisierte klinische Studien reduzieren Bias, um Interventionen zu identifizieren, welche helfen und nicht schaden.

Diese Studien sind in ihrer Aussage verlässlich und können unterstützen, wenn es darum geht, zwischen konkurrierenden klinischen Meinungen und Prozeduren eine Entscheidung zu treffen. Sie wirken wie eine Taschenlampe in der Dunkelheit.

Aus mehreren randomisierten klinischen Studien erstellt Cochrane Metaanalysen. Diese bündeln die Erkenntnisse und wirken im Vergleich zur Taschenlampe wie ein Scheinwerfer. Erkenntnisse aus randomisierten klinischen Studien sind von hochgradiger Qualität [2].

Fazit für die Hausarztpraxis

Die im aktuellen Review enthaltene Evidenz zur Thromboseprophylaxe mit VKA bei ambulanten Tumorpatienten weist darauf hin, dass der Schaden einer schweren Blutung den Nutzen einer Verringerung venöser Thromben überwiegen könnte. Damit stützen auch diese Daten die durch Hausärzte in einer solchen Behandlungssituation überwiegend gelebte Praxis der Nicht-Verwendung von Phenprocoumon.

Weiterhin zeigen sich Hinweise darauf, dass bei der Einnahme von DOAK der Nutzen der Reduktion venöser thromboembolischer Ereignisse das Risiko schwerer Blutungen überwiegt.

Zu den Risikofaktoren für venöse Thromboembolien bei Tumorpatienten gehören unter anderem die primäre Tumorlokalisation, das Tumorstadium, Hospitalisation sowie zusätzliche Komorbiditäten.

In Rücksprache mit den spezialisierten Einrichtungen (soweit möglich) und nach entsprechender Aufklärung des Patienten und gemeinsamer Entscheidungsfindung können Hausärzte eine prophylaktische Antikoagulation in Betracht ziehen.

In diese Entscheidungsfindung mit einbeziehen müssen sie die Tumorlast sowie die Frage, ob es sich um einen thrombogenen Tumor handelt. Dabei ist der Erkenntnisgewinn aus dem Review ein relevanter Faktor.

Interessenkonflikte: Die Autoren sind die Verfasser des Buchs “Evidenz für die Hausarztpraxis”.

Literatur:

  1. Kahale LA, Matar CF, Tsolakian IG, Hakoum MB, Barba M, Yosuico VED, Terrenato I, Sperati F, Schünemann H, Akl EA. Oral anticoagulation in people with cancer who have no therapeutic or prophylactic indication for anticoagulation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2021, Issue 10. Art. No.: CD006466. DOI: 10.1002/14651858.CD006466.pub7. Accessed 26 April 2022.
  2. Schmidt-Haghiri M, Schelling J. Evidenz für die Hausarztpraxis. Elsevier, 2021.
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