Über das Risiko, dass die beim Telefonieren vom Handy ausgehenden elektromagnetischen Felder die Entwicklung von Hirntumoren begünstigen könnten, wird seit Jahren spekuliert. Belastbare Evidenz dafür fehlt bisher.
Jetzt sorgen die Ergebnisse einer prospektiven britischen Studie für mehr Klarheit in einer Debatte, die mit dem besonders potenten Mobilfunkstandard 5G neue Brisanz gewonnen hat.
Die “UK Million Women Study” erfasste seit 1996 insgesamt 1,3 Millionen Frauen, geboren zwischen 1935 und 1950. Sie wurden im Median erstmals 2001 und erneut 2011 zu ihrer Handynutzung befragt. Daten zu den im Verlauf auftretenden Tumorerkrankungen in dieser Kohorte stammen aus dem Zentralregister des National Health Service.
Bei den 776.156 Frauen, die den ersten Fragebogen 2001 ausgefüllt hatten, registrierte man während einer Nachbeobachtungszeit von 14 Jahren 3.268 Hirntumoren. Das adjustierte relative Risiko für Frauen mit versus ohne Handynutzung betrug 0,97 für alle Hirntumoren, 0,89 für Gliome und annähernd 1,0 für Meningeome, Hypophysentumoren und Akustikusneurinome.
Die tägliche Verwendung eines Mobiltelefons oder aktive Handynutzung für mindestens zehn Jahre schlug sich nicht in einer statistisch signifikanten Zunahme von Hirntumoren nieder.
Auch die prognostisch besonders ungünstigen Glioblastome waren bei Handynutzerinnen nicht häufiger und relevante Seitenunterschiede nicht nachweisbar.
Diese prospektiv erhobenen Daten stützen die zunehmende Evidenz, dass die Verwendung eines Mobiltelefons bei normalem Nutzungsverhalten das Risiko für die Entwicklung von Hirntumoren nicht erhöht, auch wenn detaillierte Angaben zum Ausmaß der Handynutzung fehlten und nur Daten zu Frauen im mittleren bis höheren Lebensalter erhoben wurden, die das Handy in der Regel weniger nutzen als jüngere Frauen oder Männer.
Sollte das Handy hier doch eine Rolle spielen, hätte man inzwischen eine “massive Epidemie von Hirntumoren” sehen müssen, so die Autoren. Wer oft und lange mit seinem Handy telefoniert, sollte vorsichtshalber aber vielleicht doch Kopfhörer verwenden.
Quelle: DOI: 10.1093/jnci/djac042