Zu oft, zu lange oder zu hoch dosiert: Schmerz- und Migränemittel können vorbestehende Kopfschmerzen verstärken und in eine chronische Krankheit verwandeln. Darauf weisen die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) mit der neuen S1-Leitlinie zu “Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln” (MOH) hin.
Bei unkomplizierter Migräne oder Kopfschmerzen vom Spannungstyp sollten Patienten Schmerzmittel nicht öfter als zehn Tage pro Monat einnehmen. Die Fachgesellschaften betonen auch die Aufklärung durch Hausärzte und Möglichkeiten zur Prävention.
Sie raten zu einem Vorgehen in drei Schritten: Zunächst sollten Patienten geschult werden, um die Akutmedikation zu reduzieren, dies reiche bereits bei vielen aus. Sei dies nicht der Fall, solle eine medikamentöse Prophylaxe mit Topiramat oder Onabotulinumtoxin A erfolgen. Ergänzend helfen nicht medikamentöse Maßnahmen wie Ausdauersport, Entspannung, Stressmanagement sowie Verhaltenstherapie, heißt es.
An dritter Stelle wird zu Medikamentenpause oder -entzug geraten. Bei Entzugssymptomen könnten Flüssigkeitsersatz, Antiemetika oder intermittierend, aber zurückhaltend auch Analgetika eingesetzt werden, so die Meinung der Experten. Sie raten zu Acetylsalicylsäure intravenös und Steroiden.
Der Leitlinie zufolge leiden Frauen häufiger an MOH als Männer, ebenso wie Patienten mit Depressionen, Angsterkrankungen oder anderen chronischen Schmerzen. Zu den Risikofaktoren zählen zudem Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und mehr als zehn Kopfschmerztage pro Monat.