Die Substitutionstherapie mit Gerinnungsfaktoren bei der Hämophilie ist mit Problemen assoziiert. So muss das Präparat mindestens zweimal wöchentlich intravenös appliziert werden. Außerdem bilden ca. 30 Prozent der Patienten Inhibitoren, die die Wirksamkeit der Substitution abschwächen oder sogar aufheben. Neue Therapiestrategien sind gefragt.
Der bispezifische Antikörper Emicizu-mab ahmt die Funktion von Faktor VIII nach, indem er mit einer der beiden Antikörper-Bindungsstellen an Faktor IXa und im zweiten Schritt mit der anderen Stelle an Faktor X bindet. Dadurch werden wie durch den aktivierten Faktor VIII beide Faktoren, nämlich IXa und X miteinander verbunden und somit Faktor X aktiviert, der dann das Schlüsselenzym Thrombin freisetzt. Der Antikörper wirkt unabhängig davon, ob Inhibitoren gegen Faktor VIII gebildet wurden.
Bei Fitusiran handelt es sich um ein kurzes RNA-Stück (RNAi), das mit der mRNA für die Translation in das Protein Antithrombin interferiert. Dadurch wird diese mRNA in mehrere Bruchstücke gespalten, was zu einer Verhinderung der Translation und somit zu einer zielgerichteten Abschaltung des Antithrombin-Gens führt. Das Präparat muss nur einmal monatlich subkutan verabreicht werden. Erfolgversprechend sind auch die ersten Ergebnisse der Gentherapie mit einem viralen Vektor. Welche dieser Nicht-Faktor-basierten Therapiestrategien das Rennen machen wird, ist noch nicht absehbar.
Quelle: Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH), 20. -23.2.2018 in Wien