Aus vielen Ländern – auch aus Deutschland – wurde nach Ende der Kontaktbeschränkungen eine starke RSV-Welle berichtet. Ein Grund ist wohl, dass sich viele Kinder in den Pandemiejahren nicht mit RSV infiziert haben und sich die Erkrankungen jetzt häufen. Auch viele Mütter haben sich nicht mit dem Virus infiziert, weshalb der Nestschutz für Neugeborene oft nicht gegeben war.
Die Infektionen verlaufen derzeit aber offenbar nicht schwerer als zuvor, wie eine Studie aus Dänemark ergeben hat. Demnach mussten nach Ende der Kontaktbeschränkungen zwar insgesamt mehr Kinder hospitalisiert werden, das individuelle Risiko für eine mechanische Beatmung bei Hospitalisierung war aber nicht höher als in vorpandemischen RSV-Saisons.
Auffällig ist der Studie zufolge aber eine Sache: Im Vergleich zu vorpandemischen Zeiten müssen mehr ältere Kinder hospitalisiert werden (vermutlich sind das Kinder, die ihre erste RSV-Infektion nun “nachholen”), und darunter sind ungewöhnlich häufig Kinder ohne Risikofaktoren. Das Krankheitsspektrum könnte sich also verändert haben.
Zudem zeigen diese Kinder atypische Komplikationen, etwa des ZNS (z.B. status epilepticus und Enzephalopathien), des Herzens oder der Lunge (z.B. schwere bakterielle Koinfektionen oder Pneumothorax), die eine mechanische Beatmung erforderlich machten. Wichtig sei daher, auch künftig auf diese ungewöhnlichen Symptome bei Kindern zu achten, schreibt das Team.
Für die Studie wurden Daten von Kindern im Alter zwischen 0 und 17 Jahren ausgewertet. Alle Kinder waren entweder in vier vorpandemischen RSV-Saisons (2016-2020) oder nach der Pandemie (2021, als in Dänemark die Kontaktbeschränkungen aufgehoben wurden) aufgrund einer RSV-Infektion hospitalisiert worden.
Quelle: DOI 10.1016/S2352-4642(22)00371-6