ImvanexAffenpocken: Postexpositionsprophylaxe am besten bis Tag 4

Bisher war nicht genau klar, wie gut die Vakzine gegen Affenpocken tatsächlich vor einer Infektion schützt. Forscherinnen und Forscher aus Frankreich haben das jetzt genauer untersucht - und Geimpfte nach einer Postexpositionsprophylaxe nachverfolgt.

Test auf Affenpocken: Der Impfstoff wird derzeit vor allem als Postexpositionsprophylaxe bei Hochrisiko-Kontakt eingesetzt.

Paris. Die Impfung gegen Affenpocken mit Imvanex ist sicher und gut verträglich. Als Postexpositionsprophylaxe verabreicht kann sie allerdings nicht immer eine Erkrankung verhindern – besonders wenn sie erst spät nach einem Hochrisiko-Kontakt gegeben wird.

Das ist das Ergebnis einer Studie, in der ein Forschungsteam die Daten von 276 Personen analysiert hat, die im Zeitraum Mai bis Juli 2022 eine einmalige Dosis der Vakzine erhalten haben. Die Studie wurde bei einem Pre-Print-Server publiziert und ist bisher noch nicht von Experten begutachtet.

Kriterien für “Hochrisiko-Kontakt”

Die 276 Personen hatten die Impfung im Mittel elf Tage nach einem Hochrisiko-Kontakt erhalten. Definiert wurde ein Hochrisiko-Kontakt (mit einem PCR-bestätigten Infizierten) bei folgenden Kriterien:

  • Enger Haut- und/oder Schleimhautkontakt und/oder
  • indirekter Kontakt über Textilien oder Oberflächen und/oder
  • Kontakt über wenigstens drei Stunden in einem Abstand von weniger zwei Metern.

Die Art der Exposition war bei 91 Prozent der Studienteilnehmer Aerosole/Tröpfchen, bei 71 Prozent indirekter Kontakt und bei 54 Prozent ungeschützter sexueller Kontakt.

Die Impfung wurde generell gut vertragen, schwere unerwünschte Wirkungen wurden nicht berichtet, ebenso wenig Fieber oder systemische Symptome.

Zwölf Erkrankungen trotz Impfung

Bei 12 der 276 Personen kam es trotz Postexpositionsprophylaxe zu einer symptomatischen Affenpocken-Erkrankung, die allerdings bei keinem der Betroffenen schwer verlief. Bei zehn dieser Personen traten die Symptome fünf Tage nach der Impfung auf, bei zwei Personen erst nach 22 beziehungsweise 25 Tagen.

Im Mittel wurde die Impfung 11 Tage (0-12 Tage) nach Hochrisiko-Kontakt verabreicht. Die Hälfte der Betroffenen hatte die Postexpositionsprophylaxe dabei erst 13 Tage nach Risikokontakt erhalten.

“Diese relativ lange Verzögerung könnte die Durchbrüche erklären, der ideale Zeitpunkt für eine Impfung scheint innerhalb der ersten vier Tage nach Hochrisiko-Kontakt zu sein”, resümiert das Team.

STIKO: Vakzine zunächst als Postexpositionsprophylaxe

Imvanex ist in der EU seit Juli gegen Affenpocken zugelassen (“Der Hausarzt” berichtete). Die STIKO empfiehlt die Vakzine zur

  • Postexpositionsprophylaxe nach Affenpocken-Exposition und
  • als Indikationsimpfung bei erhöhtem Expositions- und/oder Infektionsrisiko. Dies gilt auch für Laborpersonal (Nähere Infos finden Sie hier)

Aufgrund des Impfstoffmangels sollte die Vakzine zunächst als Postexpositionsprophylaxe eingesetzt werden, wobei vorläufig lediglich eine Impfstoffdosis statt zwei gegeben werden sollen (“Der Hausarzt” berichtete).

Quelle: DOI 10.1101/2022.08.03.22278233

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