Psychopharmaka erfordern eine strenge Indikationsstellung
Während medikamentöse Therapien bei körperlichen Erkrankungen eine relativ hohe Akzeptanz finden, ist die Haltung vieler Patienten gegenüber Psychopharmaka sehr viel kritischer. Doch bei schweren psychischen Erkrankungen wie Depression, bipolarer Störung oder Schizophrenie sind sie unverzichtbar, zumal ihre Wirksamkeit evidenzbasiert ist und sie deshalb auch in den wissenschaftlichen Leitlinien empfohlen werden. Bestimmte Krankheitsbilder insbesondere die Schizophrenie werden durch Psychopharmaka erst behandelbar, da sie die Basis für eine psychotherapeutische Behandlung oder Soziotherapie schaffen. Allerdings sollten Psychopharmaka nur ein Teil eines Gesamt-Behandlungsplans sein.
Wie alle Medikamente haben auch Psychopharmaka Neben- und Wechselwirkungen. Gerade zu Beginn der Behandlung überwiegen oft die Nebenwirkungen. Deshalb sollten sie nur unter strenger ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden. Für die Adhärenz spielt die Arzt-Patienten-Kommunikation eine wichtige Rolle, d.h. der Patient muss über den Nutzen des Wirkstoffs aber auch über die Nebenwirkungen umfassend aufgeklärt sein.
In zunehmendem Maß werden insbesondere SSRI als Hirndoping eingenommen, weil diese Substanzen angeblich die Leistungsfähigkeit und die Leistungsbereitschaft sowie auch die Aufmerksamkeit steigern sollen. Doch dafür gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege. Deshalb sollten sie nur bei entsprechender Indikation – Depressionen und Angsterkrankungen – verordnet werden, damit kein neues Missbrauchsproblem wie bei den Benzodiazepinen entsteht.
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, Berlin, 25.-28.11.2015