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Colitis ulcerosa und Morbus CrohnCED: Herausforderung für die Hausarztpraxis

Jährlich gibt es bundesweit über 15.000 neue Fälle von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Erste Anlaufstelle für die meisten Betroffenen ist ihr Hausarzt – der angesichts Chronizität und hohem Leidensdruck so manche Hürde meistern muss.

Bauch im Blick

Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind die Hauptformen der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Charakteristisch für beide sind ihre frühe Manifestation zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr und ihr wechselhafter, chronisch rezidivierender Verlauf.

Die jeweiligen Hauptsymptome in den akuten Phasen sind Diarrhoen, oftmals auch blutig, sowie Schmerzen im unteren Bauchbereich und Gewichtsabnahme. Zudem kann es durch die blutigen Durchfälle bei vielen der Betroffenen zu Eisenmangel kommen [1].

Worin sich die beiden chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen unterscheiden, ist ihre Lokalisation. Colitis ulcerosa beschränkt sich auf den Dickdarm. Morbus Crohn hingegen kann im gesamten Verdauungstrakt, von der Mundhöhle bis zum Anus angesiedelt sein. Bei deutlich über 50 Prozent der Patienten manifestiert er sich jedoch im ileozökalen Übergang.

Die Diagnose beider CED erfolgt stets durch eine Koloskopie. Zur Bestimmung von Entzündungsmarkern wird bei der Colitis ulcerosa mitunter zusätzlich eine Blutuntersuchung durchgeführt.

Ursachen: Aktenzeichen ungelöst …

Die Pathogenese dieser Darmerkrankungen ist nach wie vor nicht geklärt. Klar ist einzig: Es handelt sich um ein multifaktorielles Krankheitsgeschehen, bei dem genetische und äußere Faktoren zusammen spielen.

Zu den äußeren Risikofaktoren gehören unter anderem die Einnahme von Antibiotika im Kindesalter sowie Rauchen. Nachgewiesen ist inzwischen zudem, dass ein erhöhter Hygienestandard das Risiko für das Auftreten von CED erhöht.

Ein ganz neues Puzzleteil in der Pathogenese ist das Onkogen Bcl-3. Einer aktuellen Studie zufolge ist dessen Konzentration im Darm von Colitis- und Crohn-Patienten erhöht [2]. Dieser Überschuss blockiert die T-Zellen des Immunsystems und setzt so die Entzündungsprozesse im Darm in Gang. Die Blockade der T-Zellen durch das Onkogen kann tatsächlich einer der (Mit-)Auslöser von CED sein.

Strategien zum CED-Management

Das Management von CED-Patienten verfolgt drei wesentliche Ziele:

  • Behandlung des akuten Schubs,
  • Rezidivprophylaxe und
  • Behandlung des chronisch-aktiven Verlaufs.

Therapie der Colitis ulcerosa

Hier ist die wesentliche Therapiesäule nach wie vor Mesalazin. Wie der Wirkstoff angewendet wird, hängt von der Schwere und Lokalisation der Erkrankung ab. Ist der Dickdarm als Ganzes betroffen, muss er oral eingenommen werden. Wenn nur der untere Abschnitt des Dickdarms erkrankt ist, kann Mesalazin auch anal, als Einlauf oder Schaum gegeben werden.

Patienten, die Mesalazin nicht vertragen, können auf das Probiotikum Eschericia coli Nissle 1917 (Mutaflor®) ausweichen. Es enthält gram-negative Milchsäurebakterien und ist eine wirksame Alternative zu Mesalazin, um die Remission zu erhalten. Als solche wird es auch in den Leitlinien empfohlen [4].

Sind Mesalazin und Mutaflor zur Symptomkontrolle nicht ausreichend, ist Kortison – oral oder intravenös – erforderlich. Bringt auch das keine Besserung, muss die Behandlung um Immunsuppressiva erweitert werden. Meist kommt hier Azathioprin zum Einsatz. Neben den Immunsuppressiva können auch Biologika angewendet werden; gewissermaßen als weitere Reserve.

Die Kernmedikamente sind dabei die Anti-TNF, wie etwa Adalimumab oder Golimumab. Diese Präparate besitzen eine hohe therapeutische Wirksamkeit und stellen daher eine große Hilfe für die Patienten dar. Allerdings sind Biologika nur bei sehr schweren Verläufen einer Colitis ulcerosa sinnvoll und angezeigt. Angesichts ihrer Nebenwirkungen und Kosten sind Biologika nur bei sehr schweren Verläufen einer Colitis ulcerosa angezeigt.

Haben alle medikamentösen Ansätze versagt, kann eine Entfernung des Dickdarms hilfreich sein. Hier kann es allerdings in seltenen Fällen zu einer Pouhitis kommen, die dann wiederum eine medikamentöse Therapie erfordert. Die derzeit viel diskutierte Stuhltransplantation hat sich noch nicht als ausreichend wirksam erwiesen. Zu diesem Behandlungsansatz sind noch weitere Studien erforderlich.

Therapie des M. Crohn

Bei dieser CED bewährt sich in gering ausgeprägten Stadien ebenfalls Mesalazin. In den meisten anderen Fällen lassen sich die entzündlichen Prozesse jedoch nur mit einer oralen Kortikoidtherapie in den Griff bekommen. Bei starken Krankheitsschüben kann auch eine stationäre Behandlung nötig werden, bei der Kortison intravenös gegeben wird.

Die entzündungshemmende Behandlung ist bei Morbus Crohn in aller Regel sehr erfolgreich. Die Lebenserwartung wie auch Lebensqualität sind dadurch weitgehend normalisiert [5]. Ein enormer Fortschritt: Bis in die 1990er Jahre hinein hatten die Betroffenen noch eine verkürzte Lebenserwartung.

Psychostress durch CED

Sie sind unheilbar, chronisch und beeinträchtigen die Lebensqualität: Das alles lastet enorm auf der Psyche. Nicht umsonst begleiten CED-Patienten zahlreiche Ängste und Sorgen. Da ist zum Einen die Angst vor einem neuen Krankheitsschub und vor sozialer Isolation aufgrund der tabuisierten Symptome. Zum Anderen plagen die Sorgen um den Verlust des Jobs und der Arbeitsfähigkeit.

Auch die Befürchtung, für den Sexualpartner nicht mehr attraktiv zu sein, belastet viele der Betroffenen. Je schwerer die CED verläuft, desto schwerer wiegen die Lasten auf der Psyche. Dazu addiert sich das Versteckspiel: Mehr als ein Drittel der Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen verheim-lichen diese [10].

Wie massiv das Ausmaß der psychischen Belastung ist, zeigen auch Zahlen aus Studien. So haben Jugendliche mit CED ein deutlich höheres Risiko für psychische Störungen. Zudem sind sie ängstlicher und depressiver als gesunde Gleichaltrige [11]. Insgesamt treten Depressionen unter CED-Patienten in allen Altersgruppen dreimal häufiger als in der Allgemeinbevölkerung [12].

Ein weiteres Problem ist die negative Rückkoppelung. Denn Depressionen, Ängste und Sorgen machen eine CED noch schlimmer: Es gibt mehr Rückfälle und die Symptome sind stärker. Der Bedarf an psychischer Betreuung ist mithin hoch. Die Mehrheit der Betroffenen spricht sich dafür aus – selten gibt es bei Patienten eine so große Bereitschaft, der Psyche helfen zu lassen. Entsprechend empfehlen auch die Leitlinien, Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen psychotherapeutisch zu versorgen [4, 5].

Wann an den Facharzt überweisen?

Generell wird empfohlen, alle Beschwerden, die länger als drei Monate bestehen, von einem Gastroenterologen abklären zu lassen. Eine eventuell erforderliche Diagnostik wie etwa Gastro- oder Koloskopie kann nur der Facharzt vornehmen.

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