Gütersloh/Schwerin. In Deutschland werden einer Studie zufolge immer mehr künstliche Kniegelenke eingesetzt – auch bei vergleichsweise jungen Patienten unter 60 Jahren. Zwischen 2013 und 2016 nahm die Zahl solcher Operationen um gut 18 Prozent auf rund 169.000 Fälle zu, wie die Bertelsmann-Stiftung am Dienstag (19. Juni) in Gütersloh mitteilte. “Erklärbar ist dieser Trend weder durch medizinische noch durch demografische oder geografische Einflussfaktoren”, hieß es.
Die Analyse ergab große Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern: Mit 142,2 Eingriffen pro 100.000 Einwohner wurden im Landkreis Vorpommern-Rügen 2016 am wenigsten Kniegelenk-Prothesen in Mecklenburg-Vorpommern (Schnitt: 164) eingesetzt. Die meisten (203,6) waren es den Angaben zufolge im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Im bundesweiten Vergleich seien 2016 jedoch nur in Berlin (153) weniger Kniegelenk-Prothesen eingesetzt worden.
An der Spitze steht demnach Bayern mit 260 Eingriffen je 100 000 Einwohner, gefolgt von Thüringen (243), Hessen und Sachsen-Anhalt (je 217). Die Prothesen könnten segensreich sein, bereiteten aber oft auch Beschwerden, hieß es von der Bertelsmann-Stiftung. “Wenn Patienten sorgfältig informiert werden, entscheiden sie sich seltener für eine Operation.”
Gerade der Blick auf die jüngeren Patienten werfe die Frage auf, “ob die Operationen wirklich medizinisch indiziert sind”, kritisierte Stiftungsvorstand Brigitte Mohn. Der Trend sei “besorgniserregend”. Die Zahlen hat die Fachredaktion Science Media Center (SMC) in Köln aus Daten des Statistischen Bundesamts errechnet.
Quelle: dpa