Viele Menschen geben an, auf Penicillin allergisch zu sein und nicht bei allen besteht tatsächlich eine nachweisbare Penicillinallergie. Das kann dazu führen, dass unnötig breitwirksame Antibiotika statt Penicillin verschrieben werden. Eine klinische Entscheidungsregel, die Patienten identifizieren kann, bei denen eine Allergie sehr unwahrscheinlich ist, wäre sehr hilfreich.
Mit einem “Antibiotic Stewardship”-Programm wurden in Australien 622 Patienten (59 Prozent weiblich, durchschnittlich 60 Jahre), die von einer Penicillinallergie berichteten, strukturiert mit Hauttests (Prick-, Intrakutan-, Epikutantest) und mit einer oralen Provokation abgeklärt. Nur jeder Zehnte fiel positiv aus. Folgende klinische Angaben gingen mit einem positiven Test einher:
Mit dem Akronym PEN-FAST (F= five years, A= anaphylaxia, S= severe cutaneous reaction, T= therapy) wurde eine Entscheidungsregel berechnet, die für das Auftreten in den letzten fünf Jahren 2 Punkte, Anaphylaxie oder schwere Hautreaktionen 2 Punkte und die Therapiebedürftigkeit 1 Punkt vergibt. Bei weniger als 3 Punkten lag die Wahrscheinlichkeit eines positiven Tests nur bei 3,7 Prozent (bei 0 Punkten bei 0,6 Prozent). Die Regel wurde in einer Kohorte mit 945 australischen und amerikanischen Patienten validiert und bestätigte sich.
Fazit: Eine einfache klinische Entscheidungsregel kann das Risiko, ob bei der anamnestischen Angabe einer Penicillinallergie tatsächlich eine Allergie vorliegt, abschätzen.
Trubiano JA, Vogrin S, Chua KYL, Bourke J, Yun J, Douglas A et al: Development and Validation of a Penicillin Allergy Clinical Decision Rule. JAMA Intern Med. doi:10.1001/jamainternmed.2020.0403