Was sind Vitamine?
Vitamine sind lebensnotwendige Stoffe, die der Körper nicht oder nur in unzureichender Menge selbst herstellen kann. Fast alle Vitamine oder deren Vorstufen müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Eine Ausnahme ist Vitamin D, das der Körper mithilfe von Sonnenlicht (UVStrahlen) selbst produzieren kann. Weiterhin gibt es Vitamine, die von Darmbakterien hergestellt werden, zum Beispiel Folsäure.
Man unterscheidet fettlösliche Vitamine (A, D, E, K; Eselsbrücke „EDEKA“) und wasserlösliche Vitamine (B1, B2, B6, B12, C, H, Folsäure, Pantothensäure, Nikotinamid). Fettlösliche Vitamine sind bevorzugt in fetthaltigen Speisen enthalten, während wasserlösliche Vitamine meist in kohlenhydratreichen Speisen enthalten sind. Dieser Unterschied hat zur Folge, dass eine Überdosierung fettlöslicher Vitamine zu Gesundheitsstörungen führen kann, während wasserlösliche Vitamine bei Überdosierung einfach mit dem Urin ausgeschieden werden.
Wie entsteht Vitaminmangel?
Wie viel an Vitaminen man tatsächlich täglich aufnimmt, ist manchmal nur schwer einzuschätzen, da viele Lebensmittel heutzutage Vitamine auch als Zusatzstoffe enthalten. Dadurch lassen sich häufig einerseits das Risiko eines Vitaminmangels und andererseits das einer Vitaminüberversorgung schlecht beurteilen.
Der Gehalt der einzelnen Lebensmittel an Vitaminen hängt sehr stark von den Produktions- und Lagerbedingungen sowie von der Zubereitung der Lebensmittel ab. Bei einer gesunden, abwechslungsreichen Ernährung kommt es kaum zu Vitaminmangel. Der Körper ist zudem in der Lage, Vitamine zu speichern. Somit werden Schwankungen im Nahrungsangebot oder kurzfristig auftretender Vitaminmangel eine kurze Zeit kompensiert.
Wie häufig ist Vitaminmangel?
Vitaminmangelerkrankungen sind in den letzten Jahrzehnten sehr stark zurückgegangen und auch immer seltener zu beobachten. Gefährliche Krankheiten durch Vitaminmangel treten in unserer Wohlstandsgesellschaft nur noch in Ausnahmefällen auf. Allerdings nehmen Vitaminmangelerscheinungen aktuell wieder zu.
Wo liegen die Ursachen für diese Entwicklung?
Hauptursache des Vitaminmangels in unserer zivilisierten Gesellschaft ist eine einseitige bzw. unzureichende Ernährung. Das ist schwer verständlich, leben wir doch eigentlich im Überfluss. Es klingt wie ein Widerspruch in sich, lässt sich aber mit dem starken Zuwachs der Fertiggerichte, zum Teil auf rein chemischer Basis, erklären. Industriell bzw. chemisch hergestellte Fertigprodukte weisen jedoch nicht die Zusammensetzung natürlicher Nahrungsmittel auf.
Außerdem bewegen sich die Menschen immer weniger an der frischen Luft bzw. in der Sonne. Das ist z.B. eine der Ursachen für Vitamin-D-Mangel. Andere Ursachen für einen Vitaminmangel können Alkoholmissbrauch bzw. die Übersäuerung des Magens durch Stress, Überforderungssyndrome und Schlafmangel sein. Das kann vor allem zu Vitamin-B12-Mangel führen.
Ein weiteres Zeichen unseres „Überflusses“ und des Bewegungsmangels ist die zunehmende Adipositas. Dagegen sollen Diäten helfen. Diese wiederum sind gekennzeichnet durch eine einseitige Ernährung, die ebenfalls einen Vitaminmangel zur Folge haben kann.
Fehlende Vitaminsubstitution durch entsprechende Änderungen der Ernährungsgewohnheiten, bei Zuständen mit erhöhtem Vitaminbedarf kann ebenfalls für einen Vitaminmangel verantwortlich sein. Ein erhöhter Vitaminbedarf ist zudem bei Rauchern oder bei der Einnahme der Antibabypille zu berücksichtigen. Weiterhin bedürfen Säuglinge, Kinder und Jugendliche während der Wachstumsperioden und Frauen während Schwangerschaft und Stillzeit einer erhöhten Vitaminzufuhr.
Was kann man gegen Vitaminmangel unternehmen?
Grundsätzlich kann ein Mehrbedarf an Vitaminen durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung ausgeglichen bzw. verhindert werden. Die zusätzliche Gabe von Vitaminpräparaten ist nur in Ausnahmefällen nötig. Das kann der Fall sein, wenn eine Störung der Darmflora die Aufnahme eines Vitamins aus dem Darm ins Blut verhindert oder auch nach ausgiebigen Resektionen im Magen-Darm-Bereich. Bei Fehlen ausgedehnter Darmabschnitte oder auch nach Magen(Teil-)resektionen kann die Aufnahme bestimmter Vitamine durch die Darmschleimhaut reduziert sein.
Bei festgestelltem Vitaminmangel sollten die fehlenden Vitamine einzeln und vor allem in der richtigen Dosierung zugeführt werden. In vielen Multivitaminpräparaten sind die Dosierungen der einzelnen Vitamine oft zu gering. Die Einnahme von Multivitaminpräparaten, oft in Verbindung mit Mineralien und Spurenelementen ist jedoch bei einseitiger oder unzureichender Ernährung oder bei generell erhöhtem Bedarf, z.B. bei Kindern und Jugendlichen oder auch bei Alkoholabhängigen, geeignet. In der Schwangerschaft ist die Einnahme eines Multivitaminpräparates nicht (unbedingt) notwendig.
Wichtig ist jedoch die Versorgung mit Folsäure (Folsäuremangel). Bei Diäten ist ebenfalls auf eine ausreichende Vitaminversorgung achten.
Können zu hohe Vitamindosen schädlich sein?
Einige Studien zeigen, dass die andauernde oder häufige Einnahme von Vitaminergänzungsprodukten sinnlos scheint. Die wasserlöslichen Vitamine werden bei Überdosierung zudem über den Urin ausgeschieden. Zu viele fettlösliche Vitamine werden möglicherweise über die Darmschleimhaut gar nicht erst aufgenommen. Insgesamt wird aber doch Einiges verstoffwechselt. Zudem können fettlösliche Vitamine gespeichert und später wieder mobilisiert werden. Mittlerweile mehren sich Expertenstimmen, die vor übermäßigen Vitamindosen warnen. Berichte über Fälle von unbeabsichtigtem Vitaminmissbrauch nehmen zu. Außerdem scheint sich auch bei den Vitaminen die alte „Gift-Weisheit“ (Die Dosis macht die Wirkung) zu bestätigen.
Über Vitamin C, das in physiologischen (niedrigen) Mengen wohl als Radikalfänger und Immunstimulans wichtig und womöglich hilfreich gegen typische Alterskrankheiten ist, wurde beispielsweise berichtet, dass hohe Dosen (ab 500 Milligramm täglich) zu Nierenproblemen und Erbgutschäden führen könnten. Vitamin-D-Überdosierungen sollen möglicherweise Kopfschmerzen, Arteriosklerose oder Hypertonie auslösen.
Zuviel Vitamin B wurde mit Nervenschäden in Zusammenhang gebracht. Die deutlichste Warnung richtete sich an Raucher: „Raucher-Vitamine“, vor allem Betakarotin, die Vorstufe von Vitamin A, senken das Lungenkrebsrisiko nicht, sondern sie erhöhen es deutlich.
Das sind nur einige Beispiele, die verdeutlichen, dass die Einnahme von hochkonzentrierten Vitaminen keineswegs immer harmlos sein muss. Die angeführten Gesundheitsprobleme stellen sich natürlich nur bei sehr hohen Dosen ein.
Tab.1: Zustände mit erhöhtem Vitaminbedarf
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Schwangerschaft, Stillzeit
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In der Kindheit und Jugend (Wachstumsphasen)
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Während und nach Infekten
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Bei Erkrankungen des Verdauungstrakts (z.B. chronische Darmentzündung, Zöliakie)
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Bei körperlichen oder geistigen Stresssituationen
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Bei Krankheiten (z.B. schwere Infektionen, Magen-Darm-Erkrankungen, Krebserkrankungen)
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Bei Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antibiotika), die die Aufnahme von Vitaminen aus der Nahrung stören
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Bei Rauchern
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Bei Vegetariern und Veganern
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Bei Leistungssportlern
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Bei Senioren
Mögliche Interessenkonflikte: Der Autor hat keine deklariert.