Die Prävalenz von jodmangelbedingten Schilddrüsenerkrankungen in Deutschland wird in der Literatur mit ca. 33 Prozent angegeben, die der Schilddrüsenknoten mit ca. 25 Prozent. Daher sehen wir diese Patienten fast täglich in der Hausarztpraxis. Die Patienten kommen oft schon vorinformiert (Internet, Printmedien, Betroffene) und dadurch verunsichert mit vielen Fragen auf uns zu. Ein strukturiertes, evidenzbasiertes Vorgehen bei Diagnostik und Therapie ist für die weitere Abklärung hilfreich.
Inspektion und Palpation
Durch die exponierte Lage der Schilddrüse können morphologische Veränderungen (Größenwachstum, knotige Veränderungen) oft schon durch eine Inspektion der Halsregion erfasst werden.
Falls sich im Schilddrüsenbett asymmetrische Strukturen abgrenzen lassen, die sich in einem kurzen Zeitraum entwickelt haben, kann dies bereits auf ein Schilddrüsenmalignom hinweisen. Die Palpation der Schilddrüse gehört zu jeder hausärztlichen und internistischen Basisuntersuchung. Mittlere und größere Knoten lassen sich oft durch die Haut hindurch sehr treffsicher lokalisieren. Elastizität und Verschieblichkeit können wichtige Hinweise auf die Dignität der Knoten geben.
Labor
Durch die Bestimmung des TSH-Werts kann der Funktionszustand der Schilddrüse exakt festgestellt werden. Bei einem (ohne Einnahme von Schilddrüsenhormonen) niedrigen TSH-Wert sollte eine weitere Abklärung zum Ausschluss oder Nachweis von Autonomien erfolgen.
Aufgrund der hohen Prävalenz von Schilddrüsenerkrankungen im höheren Lebensalter ist eine jährliche TSH-Bestimmung ab dem 60. Lebensjahr sinnvoll.
Schilddrüsensonographie
Die Sonographie ist der Goldstandard zur Beurteilung der Schilddrüsenmorphologie. Durch die relativ breit verfügbare Diagnostik können Veränderungen der Schilddrüse ohne Strahlenbelastung nachgewiesen oder ausgeschlossen werden. Falls bei der Sonographie keine morphologischen Veränderungen gefunden werden und die Schilddrüsenfunktion euthyreot ist (“Thyreologischer Normalbefund”), erübrigt sich eine weitere Diagnostik.
Schilddrüsenszintigraphie
Bei sonographisch gesicherten Knoten ist die einmalige Durchführung einer Szintigraphie zur Aktivitätsbeurteilung in der Regel sinnvoll. Bei der Indikationsstellung ist allerdings zu beachten, dass ein Nachweis fokaler Minder- oder Mehrspeicherung (kalter oder heißer Knoten) nur dann erfolgreich sein kann, wenn der Knoten einen relevanten Anteil am sagittalen Durchmesser der Schilddrüse hat. Die Darstellung einer fokalen Mehranreicherung in einem Knoten schließt ein Schilddrüsenmalignom weitgehend aus. Eine szintigraphische Verlaufskontrolle von Schilddrüsenknoten ist in der Regel nicht erforderlich.
Feinnadelpunktion
Bei der Differenzierung von kalten Knoten kann die Feinnadelpunktion mit nachfolgender Zytologie wertvolle Hinweise geben, die Punktion sollte von einem erfahrenen Untersucher durchgeführt und in einem entsprechend spezialisierten Labor beurteilt werden.
Der “heiße” Knoten
Ca. 5 bis 10 Prozent der Schilddrüsenknoten sind aus hormonaktiven Schilddrüsenzellen hervorgegangen. Diese Knoten bezeichnet man als “heiße” oder “warme” Knoten, da sie in der Schilddrüsenszintigraphie mehr Technetium aufnehmen und sich so bildlich abgrenzen lassen. Ob diese Knoten eine funktionelle Relevanz besitzen, lässt sich meist durch einen Blick auf den TSH-Wert beantworten. Bei einem erniedrigten TSH-Wert kann zum sicheren Ausschluss einer Autonomie bei kleinen Knoten zusätzlich ein Suppressionsszintigramm sinnvoll sein.
Eine Behandlung der Hyperthyreose ist bei weitgehender Suppression des thyreotropen Zentrums (TSH-Wert unter 0,1 mE/l) oder bei symptomatischer subklinischer Hyperthyreose (TSH-Wert unter 0,4 mE/l) indiziert. Aber auch bei nachgewiesener Autonomie und Euthyreose kann eine definitive Therapie dann sinnvoll sein, wenn absehbare medizinische Maßnahmen (z. B. hohe Jodzufuhr über Kontrastmittel oder Medikamente) eine Dekompensation erwarten lassen.