ReisemedizinReisevorbereitung für Diabetiker

Eine gute Reisevorbereitung ist das A und O, das gilt umso mehr für Menschen mit Vorerkrankungen. So sollten Diabetiker nicht nur auf gutes Schuhwerk achten, sondern auch die "Sick Day Rules" im Kopf haben.

Wenn Menschen mit Diabetes auf Reisen sind, ist das häufigste Problem die Unterzuckerung - vor allem in der ersten Nacht.

Wenn Menschen mit Diabetes verreisen wollen, sollten sie im Idealfall sechs Wochen vor Reisebeginn ihren Hausarzt oder Diabetologen aufsuchen. “Hausärzte können Diabetiker im Regelfall genauso gut betreuen wie der Facharzt”, betonte Dr. Andreas Leischker vom Krankenhaus Maria-Hilf in Krefeld.

Bei diesem Termin sollten die aktuellen Stoffwechseleinstellungen überprüft werden. “Auch eine Untersuchung auf Folgeerkrankungen ist sinnvoll, also: besteht eine Retinopathie? Niereninsuffizienz? Polyneuropathie? pAVK? Ein diabetisches Fußsyndrom?”, sagte Leischker beim 23. Forum Reisen und Gesundheit.

Zudem sei eine erneute Schulung angebracht, mit einem Schwerpunkt auf dem Erkennen von Hypoglykämien. Denn: Wenn Menschen mit Diabetes auf Reisen sind, ist das häufigste Problem die Unterzuckerung, und das vor allem in der ersten Nacht.

“Generell sollte man Diabetikern raten, im Urlaub den Blutzucker eher etwas höher zu halten, da man körperlich aktiver ist und auch mal ein Glas Alkohol trinkt.” Auch eine Erinnerung an die “Sick Day Rules” sei wichtig, also das richtige Verhalten etwa bei Erbrechen (siehe Kasten unten). Generell sollte der Arzt für die Reise immer die doppelte Menge an Insulin und Teststreifen verschreiben, erinnerte Leischker.

Blutzucker häufiger kontrollieren

Zum einen sollte der Blutzucker im Urlaub häufiger kontrolliert werden. Zum anderen ist Insulin hitze- und kälteempfindlich, und das kann im Urlaub schon einmal zum Problem werden. “Bei unter 30°C ist Insulin außerhalb des Kühlschranks bis zu drei Wochen haltbar. Bei über 30°C verliert Insulin nach einigen Tagen, bei Temperaturen über 40 °C bereits innerhalb von Stunden seine Wirksamkeit”, erklärte der Diabetologe.

“In einem in der Sonne geparkten Auto können im Innenraum schnell Temperaturen von über 50 Grad entstehen – Insulin sollte deshalb niemals im geparkten Auto zurückgelassen werden!”

Bei kalter Witterung werde das Insulin am besten in einem Brustbeutel unter der Kleidung getragen, da es beim Einfrieren unwirksam wird, riet Leischker. Im Flugzeug gehöre der Insulinvorrat in das Handgepäck, da nicht alle Airlines garantieren, dass im Laderaum bestimmte Temperaturkorridore eingehalten werden. Und: Flugbegleiter immer über die Diabeteserkrankung und das mitgeführte Glucagon-Notfallset informieren!

Wegen der einfachen Handhabung sprach sich Leischker hier für ein Notfallset mit intranasal verabreichtem Glucagon aus. “Wichtig zu wissen ist, dass hier die dreifache Dosis Glucagon benötigt wird, also 3 mg nasal statt 1 mg i.m.” Die Wirkung trete genauso schnell ein wie bei der i.m.-Gabe und es bestehe nicht die Gefahr, sich zu verletzten, wenn der Unterzuckerte krampft.

“Vom Zulassungsstatus her ist es so, dass das intranasale Glucagon nur für Typ-1-Diabetiker unter Insulintherapie zugelassen ist. Ein Diabetiker unter oraler Therapie wird aber auch darauf reagieren.”

Internationalen Arztbrief erstellen

Da bei Menschen mit Diabetes die T-Zell-Immunantwort extrem eingeschränkt ist, sollte vor Beginn der Reise zudem der Impfausweis überprüft und gegebenenfalls Impfungen nachgeholt werden. Leischker: “Die Influenza-Impfung ist Standard, auch die Pneumokokkenimpfung ist wichtig. Da Diabetiker außerdem ein höheres Risiko für Herpes zoster haben, rate ich ganz unabhängig von einer Reise zur Impfung gegen Herpes zoster.”

Auf Grundlage der Untersuchung sollte vor Reisebeginn ein internationaler Arztbrief erstellt werden, sowie eine im besten Fall englischsprachige Bescheinigung, dass der Patient Insulin, Lanzetten, Pen, Einwegspritzen, Snacks, kohlenhydrathaltige Getränke und ein Notfallset (Glucagon) mitführen muss.

Auch ein Diabetiker-Notfallpass gehöre unbedingt ins Gepäck, empfahl Leischker, ebenso wie eine Umrechnungstabelle: “In den meisten Ländern wird der Blutzucker in der SI-Einheit ‚mmol/l‘ angegeben, in Deutschland und den USA dagegen in ‚mg/dl‘.” Reisende sollten für die Kommunikation der eigenen Blutzuckerwerte mit medizinischem Personal daher eine Umrechnungstabelle mitführen (siehe Tabelle links).

Wenn Diabetiker in tropische Länder verreisen, sei es außerdem wichtig, sie auf die erhöhte Gefahr von Pilzinfektionen hinzuweisen. Als Beispiel für eine bei Diabetespatienten häufig auftretende Pilzinfektion nannte der Diabetologe die Mukormykose. Bereits kleine Wunden sollten daher immer sofort desinfiziert und verbunden werden. Grundsätzlich sollten Diabetiker zudem stets auf gutes Schuhwerk achten und möglichst nicht barfuß laufen.

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