Tab. 2: Pflegehinweise zu Kompressionsmaterialien
Hautpflege – täglich und selbstverständlich
So wie die Kompressionstherapie begleitet auch die Hautpflege die Betroffenen ihr Leben lang und sollte als selbstverständlicher Bestandteil in den Alltag integriert werden. Sie erfolgt mindestens einmal täglich. Die Produkte werden nach dem Prinzip “feucht auf feucht und fett auf trocken” ausgewählt.
Auf trockener Haut kommen eher fettige hydrophobe Pflegeprodukte auf Wasser-in-Öl-Basis zur Anwendung und bei Feuchtigkeitsaufkommen sind hydrophile Produkte, wie Lotionen, einzusetzen. Fetthaltige Salbengrundlagen mit Feuchthaltefaktoren, wie Urea und Glycerin, sind insbesondere bei trockener, juckender Haut zu bevorzugen.
Auf Beimengungen, wie alkoholische Zusätze, die die Haut weiter austrocknen oder Allergene, z. B. Parabene, Perubalsam, Wollwachse, Propylenglykol sowie Duftstoffe, die die Haut weiter reizen können, ist zu verzichten. Lockere Hautschuppen sollten regelmäßig entfernt werden (Abb. 10), da sie eine Eintrittspforte für Bakterien und somit ein Infektrisiko sind.
Die Hautpflege sollte vor dem Anlegen der Kompressionsversorgung bereits eingezogen sein, da die MKS nicht gut darauf gleiten. Der Betroffene sollte daher dazu angeregt werden, die Beine abends vor dem Zubettgehen zu pflegen.
Routinemäßige Hautpflege steigert ihre Elastizität und mindert Juckreiz. Bei der Auswahl der Pflegeprodukte sind Vorlieben und Abneigungen des Betroffenen zu berücksichtigen. Sein Einverständnis ist Voraussetzung, da solche Produkte nicht verordnungs- und erstattungsfähig sind.
Tipp: Bei Kompressionsbandagierungen kann ein Baumwollschlauchverband, der unterhalb der Bandagierung angelegt wird, Unverträglichkeiten gegenüber Bindenmaterialien vorbeugen.
Kompressionsmaterialien
Die Entwicklung neuer Kompressionsmaterialien schreitet beständig voran und mittlerweile ist es den Betroffenen möglich, aus einer breiten Angebotspalette mit vielen Farben, Mustern und sogar Strassbesatz auszuwählen. Werden beispielsweise Unverträglichkeiten gegenüber MKS beobachtet, ist ein Umsteigen auf Modelle mit erhöhtem Baumwollanteil oder speziellen Pflegestoffen zu erwägen.
Manche MKS bestehen aus mit Silber ummantelten Fäden, die eine Besiedlung der Haut mit Bakterien reduzieren sollen. An- und Ausziehhilfen helfen dabei, das Strumpfmaterial durch schonenderen Umgang zu erhalten und erleichtern gleichzeitig das An- und Ausziehen, wodurch der Betroffene entlastet und seine Haut zudem geschont wird (Abb. 11).
Sie sind wie MKS als Hilfsmittel verordnungs- und erstattungsfähig. Zudem sind Patienten darüber zu informieren, ihre Fuß- und Fingernägel kurz zu halten und einer übermäßigen Hornhautbildung vorzubeugen. Dies schont ihre MKS.
Wundversorgung
Während der Entstauungsphase tritt eine hohe Exsudatmenge auf, daher kommen Wundauflagen mit einem hohen Aufnahmevermögen und guter Retention zum Einsatz,z. B. Vlieskompressen mit Superabsorber (Abb. 12). Als Mazerationsschutz können bei Bedarf Hydrofaser-/Hydrofiberprodukte sowie transparente Hautschutzfilme verwendet werden.
Nimmt dann die Exsudation in der Erhaltungsphase fortlaufend ab, wird die Versorgung z. B. auf feinporige Polyurethanschaum-/Hydropolymerverbände umgestellt. Um die empfindliche Haut weniger zu reizen, sind solche Produkte ohne Kleberand und mit hautfreundlichen Silikonbeschichtungen verfügbar.
Venensport
Erst bei Aktivierung der Muskelpumpen entfaltet die Kompressionstherapie ihre volle Wirkung. Daher sind regelmäßige Venensportübungen, wie Spazierengehen, Treppensteigen, Greifübungen mit den Zehen, Fuß auf-/abwippen/-kreisen Bestandteil von Therapie und Prophylaxe des UCV. Eine gute Gedächtnisstütze ist die 3-S- und 3-L-Regel: Sitzen und Stehen ist Schlecht, Lieber Laufen und Liegen.
Fazit
Eine sachgerechte Kompressionstherapie, die vom Patienten getragen und akzeptiert wird, ist Voraussetzung für die Abheilung des UCV.
Nur durch Aufklärung und Einbeziehung des Patienten und unter Beachtung seiner Möglichkeiten kann die Therapie daher erfolgreich sein.
Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie hat 2019 eine praxisnahe AWMF-Leitlinie zur Kompressionsversorgung publiziert.
Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Phlebologie. AWMF S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). 2018. Leitlinien-Register Nr. 037/005
Dissemond J, Protz K, Reich-Schupke S, Stücker M, Kröger K. Kompressionstherapie des Ulcus cruris. Der Hautarzt 2016; 67: 311-325.
Machet L, Couhé C, Perrinaud A, Hoarau C, Lorette G, Vaillant L. A high prevalence of sensitization still persists in leg ulcer patients: a retrospective series of 106 patients tested between 2001 and 2002 and a meta-analysis of 1975-2003 data. Br J Dermatol 2004; 150(5): 929-935.
Protz K, Dissemond D, Kröger K. Kompressionstherapie – Ein Überblick für die Praxis. Heidelberg: Springer; 2016
Protz K, Timm JH. Moderne Wundversorgung, Praxiswissen, 9.Auflage, München: Elsevier; 2019
Wundzentrum Hamburg e.V., Standards: http://www.wundzentrum-hamburg.de/standards/downloads/