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Medizin KompaktChronische Wunden richtig versorgen

Wunden zu versorgen, gehört zum A und O des Hausarztes. Der Hausarzt gibt mit diesem Informationsblatt eine praktische Übersicht.

Definition

  • Integritätsverlust der Haut und einer oder mehrerer darunter liegenden Strukturen mit einer fehlenden Abheilung innerhalb von acht Wochen

Prävalenz

  • Aktive venöse Ulzera: 0,05 – 0,1 Prozent der Erwachsenen
  • Abgeheilte venöse Ulzera: 0,2 Prozent der Erwachsenen (bei 70- bis 79-Jährigen: 2,4 Prozent)
  • Diabetisches Fußulkus ca. 2 – 10 Prozent der Diabetiker

Ursachen

  • Gefäßerkrankungen, z.B. chronisch venöse Insuffizienz, periphere arterielle Verschlusskrankheit
  • Stoffwechselstörungen, z.B. Diabetes
  • Infektionen
  • Exogene Ursachen, z.B. Druck, Verbrennungen
  • Gerinnungsstörungen
  • Neoplasien

Diagnose

Anamnese

  • Symptome
  • Bestehende Erkrankungen
  • Operationen und Erkrankungen am Gefäßsystem
  • Familiäre Disposition
  • Tetanus-Impfschutz
  • Medikamente
  • Allergie
  • Reaktion auf und Erfahrung mit bisheriger Behandlung, Wundtherapeutika und Pflegepro-dukte
  • Alltagskompetenz
  • Selbstpflegefähigkeit
  • Einschränkungen der Lebensqualität

Untersuchungen

  • Orientierende leitliniengerechte Diagnostik der Grunderkrankung, ggf. ergänzende Diagnostik
  • Hinweise auf eine chronisch venöse Insuffizienz, z.B. Hautveränderung, Varizen, stattgehabte tiefe Beinvenenthrom-bose: Weitere Abklärung der Grunderkrankung
  • Hinweise auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, z.B. belastungsabhängiger Muskel-/bzw. Ruheschmerz: Weitere Abklärung der Grunderkrankung
  • Hinweise auf ein diabetisches Fußsyndrom, z.B. Neuropathie, Fußfehlstellungen, Gelenkbeschwerden: Weitere Abklärung der Grunderkrankung
  • Wundbeurteilung (Tab. 1)
  • Nach sechs Wochen leitliniengerechter Behandlung ohne Heilungstendenz: Differenzialdiagnostische Abklärung anderer Ursachen, bei Bedarf Zweitmeinung
  • Bei therapieresistenter, auffälliger morphologischer Struktur: Histologie
  • Bei Hinweisen auf erregerbedingte Infektionserkrankung und Erwägung einer Antibiotikatherapie: Erreger- und Empfindlichkeitsbestimmung

Therapie

Patientenberatung

  • Beratung zu Krankheitsursache und -behandlung
  • Möglichkeiten zur Linderung von Faktoren, welche die Lebensqualität beeinträchtigen
  • Beratung und Unterstützung zu Förderung und Erhalt der Alltagskompetenzen

Therapie der Grunderkrankung

  • Gemäß entsprechender Leitlinie

Lokale Wundtherapie

  • Auswahl der Therapiemaßnahmen auf Grundlage allgemeiner Therapieziele und individueller Präferenzen des Patienten

Wundreinigung

  • Abtragung von avitalem Gewebe, Nekrosen, Belägen und/oder Entfernung von Fremdkörpern bis an intakte anatomische Strukturen heran unter Erhalt von Granulationsgewebe
  • Primär mechanisch
  • Bei Bedarf Schmerztherapie
  • Bei lokalen Entzündungszeichen, systemischer Infektionserkrankung ausgehend vom Wundbereich, großflächigen Nekrosen: Chirurgisches Débridement

Wundauflagen

  • Schaffen und Aufrechterhalten eines physiologisch feuchten Milieus in der Wunde
  • Auswahl der Materialien unter Berücksichtigung von Schmerzvermeidung, Praktikabilität für den Patienten, Zustand von Wundrand und Wundumgebung, Haftstärke, Exsudataufnahme und -rückhaltefähigkeit, Allergien und Verträglichkeit (Tab. 2 und 3).
  • Regelmäßiger Verbandswechsel

Physikalische Maßnahmen

  • Bei amputationsbedrohter Extremität hyperbare Sauerstofftherapie
  • Sonstige physikalische Begleitmaßnahmen wie Unterdrucktherapie, Magnetfeldbehandlung

Dokumentation

  • Wunddokumentation: Erst-Assessment, Heilungs- und Therapieverlauf
  • Dokumentation der therapeutischen Maßnahmen
  • Dokumentation von Schmerzen

Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronische venöse Insuffizienz.

S3-Leitlinie “Lokaltherapie chronischer Wunden bei den Risiken CVI, PAVK und Diabetes mellitus” Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. , AWMF Leitlinienregister 091 – 001

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