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TherapieAdipositas: Neue Therapieansätze für die hausärztliche Behandlung

Hausärztinnen und -ärzte sind meist die erste Anlaufstelle für verschiedene gesundheitliche Beschwerden – so auch bei Adipositas. Doch die Behandlung von starkem Übergewicht bedarf individueller Strategien, die Versorgungsmöglichkeiten sind hingegen begrenzt. Wie kann dennoch eine qualifizierte Versorgung gewährleistet werden?

So wenig wie es nur einen Auslöser für Adipositas gibt, so unzureichend sind Therapieansätze, die sich auf einen einzelnen Aspekt konzentrieren. Eine nachhaltig wirksame Therapie verfolgt immer einen multimodalen Ansatz aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensmodifikation.

In den amerikanischen Leitlinien hat unter Federführung des kanadischen Adipositas-Experten Prof. Dr. Arya Sharma ein ganzheitlicher Ansatz zur Therapieentscheidung Einzug gehalten: Unter dem Begriff “Edmonton Obesity Staging System (EOSS)” werden Komorbiditäten sowie klinische Auswirkungen von Adipositas mehrdimensional und abgestuft berücksichtigt.

Statt ausschließlich auf den Gewichtsverlust, wird der Fokus vermehrt auf eine Verbesserung der Lebensqualität und des Gesundheitszustands gelegt.

Die Methode 5 A: Ask – Assess – Advice – Agree – Assist

Um Zugang zu Menschen mit Adipositas zu bekommen, die oftmals stigmatisiert sind, empfiehlt sich die 5 A-Methode. Diese stammt ursprünglich aus der Suchtentwöhnung.

  1. Ask: Fragen Sie Ihre Patientinnen und Patienten um Erlaubnis, über das Gewicht zu sprechen. Erkunden Sie die Motivation zur Gewichtsreduktion. Nur, wenn es dem oder der Betroffenen selbst sehr wichtig ist, sollte das Thema weiterverfolgt werden.
  2. Assess: Legen Sie das Adipositas-assoziierte Risiko fest (nach WHO-Klassifizierung und dem Edmonton Obesity Staging System).
  3. Advice: Besprechen Sie Risiken der Adipositas sowie den Nutzen einer moderaten Gewichtsreduktion. Zeigen Sie langfristige Therapieoptionen auf.
  4. Agree: Vereinbaren Sie realistische Ziele. Sinnvoll und realistisch ist eine Gewichtsreduktion von 0,5-1 kg pro Woche. Langfristig ist damit maximal eine Gewichtsreduktion von 5 bis 10 Prozent möglich. Legen Sie entsprechende Schritte für eine langfristige Verhaltensänderung fest.
  5. Assist: Zeigen Sie Hilfen auf, vermitteln Sie den Kontakt zu Fachkräften aus den Bereichen Ernährung, Bewegung und Verhalten oder empfehlen Sie (digitale) Programme, die unterstützend sein können. Legen Sie Folgeuntersuchungen fest, um Betroffene, wie üblicherweise bei chronischen Erkrankungen, langfristig zu begleiten.

Individuelle Therapiestrategie und realistische Ziele

Der Schlüssel für eine erfolgreiche Adipositas-Therapie ist sehr individuell. Welcher Ansatz am geeignetsten ist, sollte gegebenenfalls in interdisziplinären Anamnese- und Beratungsgesprächen herausgefunden werden.

Die vereinbarten Therapieziele müssen realistisch sein: Statt innerhalb von sechs bis zwölf Monaten ausschließlich eine Gewichtsabnahme von 5-10 Prozent zu fokussieren, kann für die betroffene Person eine andere Zieldefinition genauso sinnvoll und Compliance-fördernd sein: Beispielsweise die Verbesserung einer EOSS-Stufe, eine bessere körperliche Belastbarkeit oder eine Verringerung der Medikation.

Multimodaler Ansatz für langfristige Erfolge

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass ein multimodaler Behandlungsansatz die nachhaltigsten Effekte erzielt. Während es in Deutschland ein recht großes Angebot an Präventionskursen nach § 20 SGB V (nur bis BMI 35) sowie die Möglichkeit zur Antragstellung für eine individuelle Ernährungstherapie nach § 43 SGB V gibt, ist das Angebot leitlinienkonformer, multimodaler Programme (z.B. Optifast oder DOC WEIGHT) bisher nicht flächendeckend verfügbar.

Menschen mit hochgradiger Adipositas sollten an Spezialpraxen, wie die Schwerpunktpraxen des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner (siehe: http://bdem.de ), vermittelt werden. Zusätzlich existieren bundesweit zahlreiche Adipositas-Selbsthilfegruppen, die eine gute Unterstützung für Betroffene anbieten. [habox:ad]

Digitale Angebote bieten neue Möglichkeiten

Seit Ende 2020 kann eine multimodale Adipositas-Behandlung auch mithilfe einer digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA) durchgeführt werden: Das App-basierte Programm “zanadio” fußt auf den Leitlinien zur Adipositas-Behandlung.

Unter psychologischer, ernährungs- und bewegungswissenschaftlicher Fachexpertise wird für jede Patientin und jeden Patienten ein persönliches Programm entwickelt, das realistische Ziele steckt und eine individuelle Durchführung ermöglicht.

Im Programmverlauf wird Adipositas-relevantes Wissen vermittelt, beispielsweise über Verhaltensänderungen oder die Bedeutung von Bewegung. Ein Ernährungstagebuch leitet die Selbstbeobachtung und einen eigenverantwortlichen Umgang mit dem Thema an.

Ihren Therapiefortschritt können Patientinnen und Patienten anhand regelmäßiger, grafischer Auswertungen nachverfolgen. Die Nutzungsprotokolle sind zusätzlich exportierbar und sollten mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. “zanadio” erfüllt als digitale Gesundheitsanwendung hohe Standards an Sicherheit, Qualität und Funktionstauglichkeit und kann auf Kassenrezept verordnet werden. Die Kosten für die bis zu einjährige Behandlung werden vollständig von den Krankenkassen übernommen.

Mögliche Interessenkonflikte: Dr. Birgit Schilling-Maßmann: Medizinische Beratungstätigkeit für die aidhere GmbH/zanadio.

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