Die Liebe für sein außergewöhnliches Hobby entstand genau genommen in der Sprechstunde: Als ihm eine dankbare Patientin, eine renommierte Opernsängerin, als Dank für seine Hilfe Gesangsunterricht anbot, kam Dr. Marco Ramadani das erste Mal ganz bewusst mit der Musik in Berührung.
Das Singen wurde in den folgenden Jahren ein festes Hobby von ihm. Dass er es mitten in der Corona-Pandemie jedoch einmal so ausbauen würde, hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht.
“Zusätzlich zur Praxisarbeit habe ich vergangenes Jahr jeden Tag Patientinnen und Patienten angerufen, die unter ihren Ängsten baesonders litten”, sagt der Arzt, der in seiner Ulmer Praxis hypnotherapeutisch arbeitet. Die Verunsicherung habe bei vielen zugenommen, besonders schwer hätten es Patienten mit Zwangsstörungen.
“Am schlimmsten war mitunter aber der Ton, mit dem aufeinander losgegangen wurde. Das hat mir selber manchmal Sorgen um unsere gesellschaftliche Gesundheit gemacht.”
Idee kam nach langem Praxistag
Also fasste er nach einem langen, frustrierenden Praxistag kurzerhand den Entschluss, auf ungewöhnliche Weise einen Gegenak-zent zu setzen: Bereits vergangenes Jahr dichtete er “St. Tropez am Baggersee” der Band Rodgau Monotones um. “Der Song sollte Mut machen auf einen anderen Sommer im Jahr 2020”, sagt Ramadani.
Karma-Punkte statt Karriere
Die Rodgau Monotones waren von der Idee ebenso begeistert wie seine Patientinnen und Patienten, und so hat Ramadani seither an seiner “nebenberuflichen Karriere” gefeilt. Dabei gehe es ihm jedoch nicht um Ruhm oder einen zweiten Erwerb, im Gegenteil: Die Projekte werden als Non- Profit-Projekte umgesetzt. Alle Beteiligten – Musiker, Mixer, Künstlerin fürs Cover – haben unentgeltlich mitgewirkt.
Die Kosten dafür, dass der Titel sogar im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gespielt werden konnte, hat Ramadani aus eigener Tasche bezahlt. “Ich möchte einfach nur Menschen zum Lächeln bringen in diesen schweren Zeiten.”
Besonders deutlich wird das in seinem jüngsten Projekt: dem “Caravan of Love”, der mit seinen entspannten Klängen erstmals 1985 die US-Charts eroberte. Unter seinem neuen Künstlernamen “Marc O’Heartman” – das vorherige Werk war noch unter dem Pseudonym “Kennt kein Schwein” erschienen – hat Ramadani diesen nun neu eingespielt, zusammen mit seinem Freund und Sänger Robert Ruddock.
Radio-Erfolg von UK bis Kenia
Dass das Remake unerwartet einschlug, lag auch an dem Briten: Ruddock ist Sänger, und dank seiner Herkunft wurde das Werk des deutschen Arztes schnell in Großbritannien im Radio gespielt und hochgelobt. Auf der Video-Plattform Youtube ist das passende Musikvideo seit der Veröffentlichung Ende Juni bis Mitte August rund 53.000-mal aufgerufen worden.
So sind schließlich auch ganz kuriose Erfolge entstanden: Denn schafft es ein Song erst einmal auf die Playlist eines Radiosenders, wird das oft zum Selbstläufer, weiß der Hypnotherapeut mittlerweile. Ihm sei das in Kenia, aber auch auf den Philippinen passiert: “Plötzlich erreichte mich eine Zuschrift einer philippinischen Familie, die den 16. Geburtstag ihres Sohnes mit meinem Lied gefeiert hat”, erzählt er gerührt.
Damit hat Ramadani genau das geschafft, was er mit seinem Musikprojekt erreichen wollte: In Zeiten der Pandemie ein Zeichen für Nächstenliebe und Humanismus zu setzen, idealerweise über Ländergrenzen hinweg. Seine “Karriere” beenden will der Arzt damit aber nicht. “Ich habe bereits weitere Songs in der Schublade”, verrät er. “Ich muss nur noch die Zeit finden, sie neben meinem Praxisalltag zu produzieren.” •