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Hausärztin in Schweden“Ärztehopping ist bei uns kein Problem”

Ein Blick zu unserem nördlichen europäischen Mitbürgern zeigt: In Schweden geht es Hausärzten besser.

Leben und arbeiten in Schweden: das Wohnhaus (l.) von Ida Lindgren

Haben Hausärzte eine Primärarztfunktion in Schweden?

Ja. Patienten sind in einem hausärztlichen MVZ fest eingeschrieben. Das ist die erste Anlaufstelle für alle Beschwerden, auch bei Kindern und Schwangeren. Notfälle bilden die einzige Ausnahme. Ärztehopping gibt es somit nicht wie in Deutschland. Niedergelassene Fachärzte gibt es nur sehr vereinzelt – und wenn, dann meist eher in der Stadt.

Wie ist das Ansehen von Hausärzten?

In der Gesellschaft genießen Hausärzte ein etwas höheres Ansehen als in Deutschland, würde ich sagen. Ältere Patienten schätzen uns; jüngere fühlen sich durch Google & Co. oft ausreichend informiert. Das Ansehen unter anderen Kollegen ist allgemein sehr unterschiedlich, aber insgesamt etwas besser als in Deutschland. Jüngere Ärzte haben großen Respekt vor dem breiten Spektrum, in dem wir uns auskennen müssen.

Warum verdienen in Schweden Hausärzte mehr als Ärzte anderer Fachgebiete?

Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin bekommen ein Jahresgehalt von rund 56.000 Euro, frische Fachärzte für Allgemeinmedizin von ca. 89.000 Euro. Hausärzte und Psychiater verdienen sowohl in der Weiterbildung als auch als Facharzt im Vergleich zu anderen Fachbereichen mehr. Das ist von den Bundesländern so gesteuert, da es einen Ärztemangel in diesen Bereichen gibt. Die MVZ-Gehälter bestimmen die Länder.

Wo zeigt sich der Hausärztemangel?

Vor allem auf dem Land. Die hausärztlichen MVZ müssen häufig Honorarärzte engagieren, um die Lücken zu schließen. Trotzdem herrscht in den MVZ ein geregelter Arbeitsalltag mit guter Work-Life-Balance.

Wie ist die Weiterbildung Allgemeinmedizin in Schweden aufgebaut?

In der fünfjährigen Weiterbildung ist man einem hausärztlichen MVZ zugeteilt. Dort hat man seinen festen Arbeitsplatz und kann mehrfach temporär in andere Fächer ins Krankenhaus rotieren, kommt aber dazwischen immer wieder in sein MVZ zurück. Vorgeschrieben sind mindestens zwei Rotationen, obligat sind dabei vier Wochen Pädiatrie. Ich habe nach meiner Zeit in Deutschland bisher vier Wochen Augenheilkunde, zwei Monate Gynäkologie, zwei Monate Pädiatrie und zwei Monate HNO absolviert. Geplant sind nun noch Dermatologie und Psychiatrie.

In zwölf obligaten, die Weiterbildung begleitenden Kursen wird nicht nur klinisch-fachliches, sondern auch praktisch-technisches oder organisatorisches Wissen für die Tätigkeit in der Praxis vermittelt. Der Kurs über Gesprächstechniken war ein absolutes Highlight.

Dazu kommt jede Woche eine Stunde Gespräch mit dem Weiterbilder, um Fälle durchzugehen und Themen zu besprechen.

Das I-Tüpfelchen bietet ein vierwöchiges Praktikum in einer Hausarztpraxis oder einem beliebigen Fach im Krankenhaus weltweit. Dabei bekommt man von seinem MVZ das Gehalt weiter bezahlt. Ich gehe für zwei Aufenthalte nach Grönland und Hawaii.

Vielen Dank für das Gespräch.

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