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Zu guter Letzt“Eine Brücke zwischen Zivilisten und Militärs”

Hausarzt Dr. Jochen Franz betreut nicht nur die Patienten seiner Praxis in Aschaffenburg. Bis zu fünf Wochen im Jahr arbeitet er auch als Sanitätsoffizier Arzt. Ein Einblick in den Dienst für die Bundeswehr.

Es waren die grausamen Videos, in denen Terroristen Menschen vor laufender Kamera ermordeten, und die Krimkrise von 2014. "Ich habe damals viel nachgedacht", erzählt Hausarzt Dr. Jochen Franz aus Aschaffenburg. "Was kann ich dazu beitragen, dass unsere freiheitliche demokratische Gesellschaftsform erhalten bleibt? Was ist mein Beitrag gegen religiösen Fanatismus und Intoleranz?"

Der Allgemeinmediziner mit den Zusatzbezeichnungen Ernährungsmedizin, Diabetologie, Sportmedizin, Chirotherapie und Tauchmedizin meldete sich bei der Bundeswehr als Reservist für den Sanitätsdienst. "Ich hätte nie gedacht, dass ich nach meinem Grundwehrdienst zur Bundeswehr zurückkehre. Aber die veränderte geopolitische Situation bewog mich zum Umdenken."

Über eineinhalb Jahre absolvierte er den erforderlichen Lehrgang in der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München. Seitdem ist der 50-Jährige einer von 3.350 Reservisten im Sanitätsdienst. Darunter sind 1.200 Sanitätsoffizier Ärzte, Hausärzte werden nicht gesondert erfasst. "Grundsätzlich könnte aber jeder Sanitätsoffizier Arzt auch als Truppenarzt, im Zivilen würde man Hausarzt sagen, eingesetzt werden", sagt Oberstleutnant Matthias Frank vom Presse- und Informationsamt der Bundeswehr.

Es gibt zwei Wege in den Reservedienst der Sanität. Gediente sind nach Ausscheiden aus dem aktiven Dienst durch das Personalamt der Bundeswehr für den Reservedienst vorgesehen und können beordert werden. Ungediente können eine mehrstufige Ausbildung absolvieren. Bewerber wenden sich an die regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte der Landeskommandos oder das Karrierecenter der Bundeswehr. Aufgenommene werden gemäß ihrer zivilen Qualifikation mit entsprechendem Dienstgrad auf einem Beorderungsdienstposten eingesetzt.

"Diese Menschen werden von der Gesellschaft vergessen"

Wie seine Kollegen steht Jochen Franz auf Abruf bereit, geplant wird in der Regel eher kurzfristig. Sein Arbeitsplatz: das Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr in Warendorf, die zentrale Untersuchungs-, Ausbildungs- und Forschungsstelle in der Sportmedizin, Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation. Mehr als 82 Tage hat er seither Dienst geleistet, bis zu fünf Wochen im Jahr.

Rasch wurde der Allrounder zum Oberfeldarzt der Reserve ernannt, der zweithöchste Dienstgrad, den ein Reservist im Sanitätsdienst der Bundeswehr erreichen kann. "Ich mache diesen Dienst, weil ich ihn wichtig finde und er mir große Freude macht." Wenn er im Einsatz ist, behandelt ein Vertreter die Patienten in seiner Hausarztpraxis in Aschaffenburg. Eingesetzt wird Franz für fünf Aufgabengebiete.

Für die Berufssoldaten in der Kaserne ist er Hausarzt, Ernährungs- und Sportmediziner. "Ich sehe dort das breite hausärztliche Spektrum, das ich auch in meiner Praxis sehe." Er betreut Soldaten, die als "Einsatzgeschädigte" im Zentrum für Sportmedizin behandelt werden. Aus dem Ausland kehren sie mit körperlichen und seelischen Verletzungen zurück, ihnen fehlen Gliedmaßen, sie leiden an Posttraumatischen Belastungsstörungen. In Warendorf werden sie rehabilitiert. "Diese Menschen werden von unserer Gesellschaft vergessen, dabei haben sie ihr Leben eingesetzt für unsere Freiheit. Für diese Menschen möchte auch ich etwas tun", sagt Franz.

Als Sportmediziner betreut er die Spitzensportler unter den Berufssoldaten, fährt als Teamarzt mit zu Militärwettkämpfen und Olympiaden wie zu den Militärweltmeisterschaften CISM. Auch werden Kommandosoldaten in Warendorf sportmedizinisch betreut. Als Spezialambulanz steht das Zentrum jedem Soldaten offen.

Ins Ausland mit Spezialausbildung

"Reservisten sollen die Fähigkeiten der aktiven Truppe ergänzen und zur Sicherstellung und zum Erhalt der Einsatzbereitschaft und der Durchhaltefähigkeit beitragen", heißt es bei der Bundeswehr. Nach Warendorf beordert wird Franz meist als Urlaubs- und Krankheitsvertretung, bei Personalengpässen, als Vertretung für Berufssoldaten im Auslandseinsatz und als Teamarzt für die Leistungssportler. "Der Höhepunkt war die Militärnationalmannschaft Schwimmen in Rio de Janeiro in 2017."

Auch in die Aus- und Weiterbildung an der Sanitätsakademie in München ist er integriert. "Ich habe Geländeübungen von Medizinstudenten der Bundeswehr und von frisch rekrutierten Militärärzten bei Alpenmärschen begleitet." Franz lobt die Arbeitsbedingungen, die Kollegialität im Sanitätsdienst und die hervorragende medizinische Ausstattung am Zentrum für Sportmedizin. Es ermöglicht eine fachübergreifende Diagnostik und Therapie mit kurzen Dienstwegen unter einem Dach.

Als Berufssoldat verpflichten will er sich aber nicht, "ich möchte mein Zivilleben mit meiner Praxis und meiner Familie nicht aufgeben". Weil ihm eine spezielle Einsatzausbildung fehlt, kommen auch Auslandseinsätze nicht infrage, was er einerseits bedauert. "Ich suche nach Grenzerfahrungen, der Herausforderung in Form von außergewöhnlichen Belastungen." Andererseits sagt er: "Ich kann die Zeit für diese Spezialausbildung und die mehrmonatigen Einsätze nicht erübrigen, ich habe meinen Patienten in Aschaffenburg gegenüber eine Verpflichtung und Verantwortung meinem Personal gegenüber."

Seine Patienten sind nicht alle begeistert von seinem Engagement. "Ihnen gebe ich zu verstehen, dass mein Dienst in der Bundeswehr allen Mitgliedern der Gesellschaft in unserem Land dienen soll." Er selbst will bis zur Rente als Reservist zur Verfügung stehen. "Reservisten sind eine Brücke zwischen den Zivilisten und den Militärs. Dazu möchte ich beitragen. Als Sanitätsoffizier Arzt der Reserve habe ich viele Freunde gewonnen, die ich nicht missen möchte."

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