Zeit ist Hirn, aber die meisten der jährlich rund 2.700.000 Schlaganfall-Patienten in Deutschland werden erst am Ende des Zeitfensters von drei Stunden für den Beginn einer Thrombolyse behandelt, stellte Prof. Heinrich Audebert, Berlin, fest. Die Initialtherapie kann durch den Einsatz von Telemedizin deutlich früher einsetzen, zeigte er am Beispiel des Netzwerkes von Tele-Stroke-Units in Regensburg. Dort wird inzwischen die Hälfte aller Schlaganfälle per elektronischer Übertragung vom Erstbehandler zum Spezialisten vorgestellt, so dass die Lyserate inzwischen von null auf 15 Prozent gestiegen und die Lysezeiten unter 15 Minuten gesunken sind. Dadurch konnten – nach AOK-Daten -Todesfälle und schwere Behinderungen um zehn Prozent gesenkt werden. Eine deutliche Verkürzung des Behandlungsbeginns nach Schlaganfall kann auch durch den Einsatz eines Stroke-Einsatz-Mobils (STEMO) in dicht besiedelten Gebieten erreicht werden. So erhalten Berliner Patienten mit diesem Fahrzeug bereits innerhalb von 60 Minuten, der „Lucky Hour“ mit der besten Prognose, statt der üblichen 90 Minuten, eine Thrombolyse.
Nach einem ischämischen Schlaganfall müsse die Gerinnung so schnell wie möglich normalisiert werden, so Prof. Jan Sobiesky, Berlin. Dabei gelten inzwischen „Neue orale Antikoagulantien“ (NOAK) wie Dabigatran (Pradaxa®), und Apixaban (Eliquis®) als Mittel der Wahl. Wie eine norwegische Registerstudie von Halvorsen et.al. zeige, seien beide Medikamente nach ischämischem Schlaganfall, bei gleicher Wirksamkeit wie Vitamin-K-Antagonisten, mit einem geringeren Risiko für Major Bleedings behaftet. Für das Überleben nach ischämischem Schlaganfall war eine Wiederaufnahme der Antikoagulation mit NOAKs günstiger. Dennoch seien in jedem Fall eine Differentialdiagnose und erweiterte Laboruntersuchungen erforderlich.
Quelle: Symposium „Standortbestimmungen: Schlaganfallversorgung – Gerinnungsmanagement – NOAKs im Praxisalltag“ von BMS und Pfizer, 34. Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin (ANIM) in Wien, 18.2.17