"Senioren erwarten – im Gegensatz zu jüngeren Patienten – von einer Schmerztherapie meist keine gänzliche Beschwerdefreiheit", berichtete Dr. Dietmar Wulfert, Herten, in Mannheim. Dafür muss der Arzt aber an Interaktionen bei Polypharmazie denken. Die effiziente Schmerzreduktion sei im Alter gerade deswegen wichtig, weil der alte Patient schnell immobil und damit von seinem Sozialleben abgeschnitten wird.
Durch die Einnahme diverser Medikamente in dieser Alterskohorte nehmen jedoch die Interaktionen exponentiell zu. Zahlreiche Medikamente werden über das CYP450-System metabolisiert, wodurch es zu Engpässen bei bestimmten Abbaupfaden kommen kann, mit der Folge unkalkulierbarer Plasmaspiegel der einzelnen Substanzen.
Schmerztherapeutisch, so Wulfert, ist außerdem zu bedenken, dass einige Opioide eine CYP-Metabolisierung benötigen, um "scharfgeschaltet", also in die aktive Substanz überführt zu werden; so etwa Codein (CYP2D6) oder Tilidin (CYP3A4). Beim alten Patienten sind daher Analgetika zu bevorzugen, die Cytochrom-neutral agieren wie der μ-Opioid-Rezeptor-Agonist (MOR) und Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (NRI) Tapentadol retard (Palexia® retard). Durch den doppelten Wirkmechanismus deckt er sowohl die nozizeptive (MOR) als auch die neuropathische (NRI) Schmerzkomponente ab, was bei gemischten oder unklaren Pathogenesen von Vorteil ist.
Quelle: Symposium: Schmerztherapie beim geriatrischen Patienten, im Rahmen des DGIM, Mannheim, 14.04.18; Veranstalter: Grünenthal GmbH