?Stellt der in Jahren hoher Influenzaaktivität häufig dominierende Subtyp A(H3N2) eine besondere Herausforderung bezüglich Anpassung und Impfstoffeffektivität dar?
Prof. Gärtner: Bei epidemiologisch genauerer Betrachtung ist die Grippesaison 2017/18, in der Influenza B vorherrschte, eher die Ausnahme. Wenn man sich über die Jahre anschaut, ob es eine schwere oder schwache Saison war, dann gingen die großen Ausschläge meist auf das Konto von A(H3N2).
Es gibt immer wieder erhebliche epidemiologische Schwankungen in diesem Influenza-A-Subtyp, und wenn wir eine schwere Grippewelle haben, ist A(H3N2) häufig beteiligt. In der Saison 2017/18, eine der schlimmsten überhaupt, spielte der Stamm wiederum gar keine Rolle – man tut sich also mit der Vorhersage immer schwer. Aber: A(H3N2) weist eine hohe Variabilität auf, verändert sich sehr schnell und kann so die Impfstoffwirksamkeit herabsetzen. Wenn man die Impfstoffeffektivität über die Zeit berechnet, verzeichnen wir in den Jahren, die von dem A(H3N2)-Subtyp dominiert wurden, die weitaus schlechtesten Zahlen.
?Lässt sich die Effektivität mit dem zellkulturbasierten Impfstoff erhöhen, der in der Saison 2019/20 zum Einsatz kommt? Welche Vorteile birgt die neue Technologie?
Die Herstellung in Zellkulturen bietet eine Reihe von Vorteilen. An erster Stelle sicherlich eine möglicherweise verbesserte Wirksamkeit wegen der potenziell höheren Passgenauigkeit. Zum anderen enthalten zellkulturbasierte Impfstoffe keine Spuren von Hühnereiweiß, auf das einige Menschen allergisch reagieren. Und schließlich lässt sich bei der Herstellung in Zellkulturen ganz anders skalieren als bei der Vermehrung in limitierten Hühnereiern. Wenn Sie die Menge erhöhen wollen, ist das erheblich einfacher als bei der eibasierten Herstellung, wo man nicht plötzlich sagen kann, man braucht 10 Millionen mehr Impfdosen. Die zellkulturbasierte Technologie bietet also gleich mehrere Vorzüge, wobei das wichtigste Argument sicherlich in der erhofften Effektivitätsverbesserung liegen dürfte.
Mit freundlicher Unterstützung von Seqirus GmbH