Bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) stehen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa im Fokus. Dabei wird oft nicht bedacht, dass es sich auch bei der mikroskopischen Kolitis um eine CED handelt. Das Krankheitsbild wird in seiner Bedeutung noch oft unterschätzt, berichtete Dr. Andreas Münch, Linköping/Schweden, beim Symposium 210 der Falk Foundation e.V. in Lissabon. Es ist bei der Koloskopie nicht direkt anhand von Entzündungsprozessen erkennbar, weshalb in diesem Fall bei der Diagnostik stets eine Stufenbiopsie zu fordern ist.
An eine mikroskopische Kolitis ist bei anhaltenden oder wiederholt auftretenden wässrigen, oft nächtlichen Diarrhöen, abdominellen Schmerzen und einem unbeabsichtigten Gewichtsverlust zu denken. Betroffen sind vor allem Frauen; der mit der Krankheit einhergehende Leidensdruck ist häufig sehr groß.
Es handelt sich dabei keineswegs um ein seltenes Krankheitsbild, die Prävalenz ist sogar höher als beim Morbus Crohn. Zu differenzieren ist laut Prof. Stephan Miehlke, Hamburg, die kollagene Kolitis, die durch ein verdicktes Kollagenband unter der Epitheloberfläche charakterisiert ist sowie die lymphozytäre Kolitis mit vermehrter Zahl intraepithelialer Lymphozyten und die inkomplette Kolitis.
Als derzeit einzig evidenzbasierte Behandlungsoption nannte der Gastroenterologe den Wirkstoff Budesonid (z.B. Budenofalk®). Er wird zunächst in einer Dosierung von 9 mg täglich verabreicht, die Therapiedauer sollte bei sechs bis acht Wochen liegen. Es kommt in dieser Zeit in aller Regel zu einem deutlichen Rückgang der Symptomatik.
Treten die Beschwerden nach Absetzen des Wirkstoffs erneut auf, so ist eine Langzeittherapie mit 6 mg Budesonid täglich zu erwägen. Diese ist aber noch nicht zugelassen.
Symposium 210 der Falk Foundation e.V. “Crossing New Borders in IBD: Thoughts and Demands – From Mechanisms to Treatment”, 20.-21. April 2018 in Lissabon