Bei starken Rückenschmerzen lohnt sich eine frühe Umstellung von WHO-Stufe-1-Analgetika auf das duale MOR/NRI-Prinzip Tapentadol. Mit seiner synergistischen Wirkweise kann das duale Opioid starke nozizeptive, neuropathische und gemischte Schmerzen lindern, erklärte Prof. Ralf Baron, Kiel. Es wirkt der Schmerzchronifizierung entgegen und vermindert bei Patienten mit starken Rückenschmerzen die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage.
Die Hauptmechanismen der Schmerzchronifizierung bestehen in der Überaktivität der peripheren Schmerzfasern und des Rückenmarks sowie in der Abnahme der körpereigenen Schmerzkontrolle. Indem Tapentadol gleichzeitig als Agonist am µ-Opioidrezeptor (MOR) die Überaktivität reduziert und als Noradrenalin-Reuptake-Hemmer (NRI) die Schmerzkontrolle stabilisiert, bremst es die Schmerzfasern, beruhigt das Rückenmark und stärkt die Schmerzhemmung, so Baron.
Aufgrund eines µ-Opioid-sparenden Effektes verursacht Tapentadol im Vergleich zu klassischen Opioiden wie Oxycodon weniger opioid-typische Nebenwirkungen wie Obstipation oder Übelkeit und verursacht in äquianalgetischer Dosierung bei gesunden Probanden eine signifikant geringere Atemdepression (p<0,01).
Ein Effekt auf das Immunsystem fehlt, betonte Baron. Dies konnte anhand der unveränderten Zytokinfreisetzung aus der Milz bei Mäusen nachgewiesen werden.
Quelle: Pharmakologische Prävention der Schmerzchronifizierung – nicht nur reden, sondern (endlich) handeln! DGS, Frankfurt, 8.03.18. Veranstalter: Grünenthal