Serie ArzneimittelcoachAuf einen Blick: Sulfasalazin

In dieser Serie stellen wir die für Hausärzte wichtigsten Arzneimittel vor. Dieses Mal: Sulfasalazin.

Sulfasalazin wird bei entzündlichen Darmkrankheiten und bei rheumatoider Arthritis verwendet.

Wirkung

Sulfasalazin entspricht der Verbindung von Mesalazin (5-Aminosalicylsäure, Mesalamin, 5-ASA) mit dem Sulfonamid Sulfapyridin. Bei entzündlichen Darmkrankheiten ist wahrscheinlich nur die Mesalazin-Komponente von Bedeutung; entsprechend wurden Präparate entwickelt, die nur Mesalazin enthalten. Bei rheumatoider Arthritis dagegen beruht die Wirkung anscheinend auf dem Sulfonamid oder auf der Kombination. Der Mechanismus der entzündungshemmenden Wirkung ist nicht bekannt.

Indikationen

Sulfasalazin, nur als Tabletten verfügbar, wird bei entzündlichen Darmkrankheiten und bei rheumatoider Arthritis (im Sinne eines “disease modifying antirheumatic drug”) verwendet.

Sulfasalazin und die verschiedenen Verabreichungsformen von Mesalazin eignen sich alle ähnlich gut zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Schüben von Colitis ulcerosa. Dabei ist aber das sulfonamidfreie Mesalazin besser verträglich.

Sulfasalazin hat sich auch zur Rückfallprophylaxe im symptomfreien Intervall bewährt; Mesalazin ist etwas weniger wirksam. Bei linksseitigem Befall des Kolons oder bei Proktitis kann Mesalazin rektal (als Suppositorium, Schaum- oder Flüssigeinlauf) verwendet werden.

Bei Morbus Crohn ist Sulfasalazin nur mäßig wirksam, jedenfalls weniger als Kortikosteroide; es kommt allenfalls bei leichten Fällen mit Befall des linken Kolons in Frage. Die Wirkung von Mesalazin ist hier ungenügend gesichert.

Sulfasalazin stellt eine vergleichsweise gut verträgliche und wirksame Basistherapie bei rheumatoider Arthritis dar; es wird z.B. bei Methotrexat-Unverträglichkeit verwendet. Auch bei juveniler Arthritis und Psoriasis-Arthritis kann Sulfasalazin wirksam sein.

Dosierung (Erwachsene)

Unerwünschte Wirkungen

Unter Sulfasalazin werden bei über 30 Prozent der Behandelten Kopfschmerzen oder gastrointestinale Symptome (Brechreiz, Bauchbeschwerden, Durchfall) beobachtet.

Bei Männern kann es zu Oligospermie und Infertilität kommen. Sulfasalazin führt vereinzelt zu einer orangegelben Verfärbung von Haut und Urin.

Allergische Reaktionen sind nicht selten und betreffen vorwiegend die Haut, können aber bedrohlichen Multisystemcharakter annehmen. Auch isolierte, teilweise lebensbedrohliche Lungen-, Leber-, Nieren- und hämatologische Komplikationen (Agranulozytose, Thrombozytopenie), Pankreatitis, Perikarditis u.a. kommen vor.

Die unerwünschten Wirkungen sind bei “langsamen Azetylierern” (Personen mit einem Defizit der N-Acetyltransferase-2) sowie bei Kranken mit rheumatoider Arthritis häufiger. Mit Ausnahme der Oligospermie können alle Nebenwirkungen auch unter Mesalazin auftreten, wenn auch etwas seltener.

Kontraindikationen:Leberinsuffizienz, Nierenkrankheiten, aktives peptisches Ulkus, hämorrhagische Diathese, Salizylat- oder Sulfonamidallergie.

Interaktionen: Sulfasalazin kann zu reduzierter Digoxin- und Folsäureresorption führen. Die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten kann verstärkt werden. Viele andere Interaktionen, z.B. mit Antibiotika, Chelatbildnern, Ciclosporin, Azathioprin oder Mercaptopurin, sind beschrieben worden, jedoch nicht zuverlässig dokumentiert.

Risikogruppen

Schwangere: Nur bei eindeutiger Indikation zulässig; das Risiko für das Kind ist aber anscheinend klein. Bei rheumatoider Arthritis sind viele andere Basistherapeutika problematischer. Folsäure-Substitution in der Schwangerschaft obligat!

Stillende: Nur bei eindeutiger Indikation zulässig. Sulfapyridin wird mit der Milch ausgeschieden und erreicht beim Säugling relativ hohe Spiegel.

Kinder:Unter 2 Jahren vermeiden! Ältere Kinder: Tagesdosis im akuten Kolitis-Schub: 40 mg/kg, auf mehrere Einzeldosen verteilt (max. 2 g/Tag).

Ältere: Unter der Voraussetzung einer normalen Nierenfunktion kann Sulfasalazin in üblichen Dosen verwendet werden. Langsame initiale Dosissteigerung!

Menschen mit Niereninsuffizienz: Bei Niereninsuffizienz und bei obstruktiven Harnwegsveränderungen kontraindiziert.

Menschen mit Leberinsuffizienz: Vorsichtig dosieren. Bei fortgeschrittener Insuffizienz vermeiden.

Hinweise

Personen, die unter Sulfasalazin eine generalisierte allergische Reaktion entwickelt haben, sind besonders gefährdet, auch auf Mesalazin-Präparate allergisch zu reagieren.

Besonders initial sollten unter Sulfasalazin die Leberwerte regelmäßig kontrolliert werden.

Alternativen: Bei den entzündlichen Darmkrankheiten stehen Kortikosteroide als wichtigste Alternative zur Wahl; auch Immunsuppressiva und verschiedene “moderne” Mittel (TNF-alpha-Hemmer u.a.) können verwendet werden. Bei rheumatoider Arthritis ist Methotrexat am wichtigsten. Daneben stehen viele weitere “konventionelle” und “moderne” Medikamente zur Verfügung.

Erhältlichkeit: Sulfasalazin als Dragées und Tabletten zu 500 mg.

Mesalazin als Filmtabletten zu 250, 400, 500 und 800 mg; Retardtabletten zu 500, 1000 und 1200 mg; Granulat/Retardgranulat 1000, 1500, 2000 oder 3000 mg pro Beutel. Suppositorien zu 250, 500 und 1000 mg. Klysmen (Suspension, Schaum) zu 1000, 2000 und 4000 mg.

Originalbeitrag: Gysling E, 100 wichtige Medikamente. Infomed Verlag, 2020.

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