Unerwünschte Wirkungen
Unter Sulfasalazin werden bei über 30 Prozent der Behandelten Kopfschmerzen oder gastrointestinale Symptome (Brechreiz, Bauchbeschwerden, Durchfall) beobachtet.
Bei Männern kann es zu Oligospermie und Infertilität kommen. Sulfasalazin führt vereinzelt zu einer orangegelben Verfärbung von Haut und Urin.
Allergische Reaktionen sind nicht selten und betreffen vorwiegend die Haut , können aber bedrohlichen Multisystemcharakter annehmen. Auch isolierte, teilweise lebensbedrohliche Lungen-, Leber-, Nieren- und hämatologische Komplikationen (Agranulozytose, Thrombozytopenie), Pankreatitis, Perikarditis u.a. kommen vor.
Die unerwünschten Wirkungen sind bei “langsamen Azetylierern” (Personen mit einem Defizit der N-Acetyltransferase-2) sowie bei Kranken mit rheumatoider Arthritis häufiger. Mit Ausnahme der Oligospermie können alle Nebenwirkungen auch unter Mesalazin auftreten, wenn auch etwas seltener.
Kontraindikationen :Leberinsuffizienz, Nierenkrankheiten, aktives peptisches Ulkus, hämorrhagische Diathese, Salizylat- oder Sulfonamidallergie.
Interaktionen : Sulfasalazin kann zu reduzierter Digoxin- und Folsäureresorption führen. Die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten kann verstärkt werden. Viele andere Interaktionen, z.B. mit Antibiotika, Chelatbildnern, Ciclosporin, Azathioprin oder Mercaptopurin, sind beschrieben worden, jedoch nicht zuverlässig dokumentiert.
Risikogruppen
Schwangere : Nur bei eindeutiger Indikation zulässig; das Risiko für das Kind ist aber anscheinend klein. Bei rheumatoider Arthritis sind viele andere Basistherapeutika problematischer. Folsäure-Substitution in der Schwangerschaft obligat!
Stillende : Nur bei eindeutiger Indikation zulässig. Sulfapyridin wird mit der Milch ausgeschieden und erreicht beim Säugling relativ hohe Spiegel.
Kinder :Unter 2 Jahren vermeiden! Ältere Kinder: Tagesdosis im akuten Kolitis-Schub: 40 mg/kg, auf mehrere Einzeldosen verteilt (max. 2 g/Tag).
Ältere : Unter der Voraussetzung einer normalen Nierenfunktion kann Sulfasalazin in üblichen Dosen verwendet werden. Langsame initiale Dosissteigerung!
Menschen mit Niereninsuffizienz : Bei Niereninsuffizienz und bei obstruktiven Harnwegsveränderungen kontraindiziert.
Menschen mit Leberinsuffizienz : Vorsichtig dosieren. Bei fortgeschrittener Insuffizienz vermeiden.
Hinweise
Personen, die unter Sulfasalazin eine generalisierte allergische Reaktion entwickelt haben, sind besonders gefährdet, auch auf Mesalazin-Präparate allergisch zu reagieren.
Besonders initial sollten unter Sulfasalazin die Leberwerte regelmäßig kontrolliert werden.
Alternativen : Bei den entzündlichen Darmkrankheiten stehen Kortikosteroide als wichtigste Alternative zur Wahl; auch Immunsuppressiva und verschiedene “moderne” Mittel (TNF-alpha-Hemmer u.a.) können verwendet werden. Bei rheumatoider Arthritis ist Methotrexat am wichtigsten. Daneben stehen viele weitere “konventionelle” und “moderne” Medikamente zur Verfügung.
Erhältlichkeit : Sulfasalazin als Dragées und Tabletten zu 500 mg.
Mesalazin als Filmtabletten zu 250, 400, 500 und 800 mg; Retardtabletten zu 500, 1000 und 1200 mg; Granulat/Retardgranulat 1000, 1500, 2000 oder 3000 mg pro Beutel. Suppositorien zu 250, 500 und 1000 mg. Klysmen (Suspension, Schaum) zu 1000, 2000 und 4000 mg.
Originalbeitrag: Gysling E, 100 wichtige Medikamente. Infomed Verlag, 2020.
Kommentar des Autors
von Dr. med. Etzel Gysling , Facharzt für Allgemeine Innere Medizin
Sulfasalazin oder Mesalazin mag zwar wohl nicht immer die Wirksamkeit der genannten Alternativen erreichen, bleibt aber dennoch eine valable Option, wenn andere Medikamente nicht vertragen werden oder außer Betracht fallen (wie z.B. in der Schwangerschaft). Mesalazin ist etwas besser verträglich als Sulfasalazin, hat aber keine weiteren Vorteile. Zu beachten ist die Abhängigkeit der Nebenwirkungen vom polymorph vererbten Azetylatorstatus. •
Das sagt der Hausarzt
von Ruben Bernau, Facharzt für Allgemeinmedizin
Sulfasalazin wird in der Hausarztpraxis am häufigsten zur Therapie der Colitis Ulcerosa eingesetzt. Aber auch rheumatologische Erkrankungen wie die reaktive Arthritis und der Morbus Bechterew sind damit gut behandelbar.
Die Sulfasalazintherapie kann sehr gut hausärztlich begonnen und begleitet werden. Wir nutzen dazu die Arzt- und Patientenbögen der DGRh (www.hausarzt.link/7gZY5). Die Patienten werden mithilfe der Bögen aufgeklärt und unterzeichnen. Anhand der Arztinfo organisiert die VERAH® dann die Überwachung der Therapie.
Die 32023 EBM darf als Laborausnahme-Ziffer in der Abrechnung nicht fehlen. Anhand des Familienstatus muss die mögliche reversible Zeugungsunfähigkeit der behandelten Männer besprochen werden. Die meisten Patienten vertragen die Therapie mit Sulfasalazin sehr gut – man sieht sich häufig erst wieder, wenn die Therapie selbstständig abgesetzt wurde und es zu einem erneuten Schub der Erkrankung kommt.
Buchtipp: Etzel Gysling (Hrsg.); 100 wichtige Medikamente . Eine pharma-kritik-Publikation. Infomed-Verlag, 2020;ISBN 978-3-95-206247-0; Preis: 58 Euro.