© Der Hausarzt Dosierung (Erwachsene)
Unerwünschte Wirkungen
Mehr als 10 Prozent der Behandelten klagen über Schwindel, Schwäche, Müdigkeit, Muskelschmerzen oder -krämpfe. Seltener sind Brechreiz/Erbrechen, Durchfall, Schwitzen, Parästhesien und Sehstörungen.
Nach der Injektion können Wallungen und ein Hitzegefühl sowie bei mehr als 50 Prozent der Behandelten Schmerzen an der Injektionsstelle auftreten. Das Nasalspray löst vereinzelt ein Brennen in der Nase und einen bitteren Geschmack im Hals aus. Triptane können auch eine Art von Abhängigkeit , die zu übermäßigem Gebrauch führt, verursachen.
Viel seltener, aber problematischer sind vaskuläre Auswirkungen: koronare und zerebrale Vasospasmen, Herzinfarkte, Blutdruckanstieg oder -abfall, Herzrhythmusstörungen und ischämische Kolitis sind im Zusammenhang mit Sumatriptan aufgetreten. Einzelne Todesfälle sind bekannt. Sumatriptan soll nicht bei atypischer Migräne (etwa der hemiplegischen Form) angewandt werden.
Kontraindikationen : Manifeste Hypertonie; koronare, periphere und zerebrovaskuläre Gefäßerkrankungen; Behandlung mit MAO-Hemmern (besonders mit Moclobemid).
Interaktionen : Wegen der vasokonstriktiven Wirkung sollten andere Triptane in den 24 h vor und in den 6 h nach Sumatriptan vermieden werden. Dasselbe gilt für die (nur noch in wenigen Ländern erhältlichen) Ergotamin-Derivate. MAO-A-Hemmer wie Moclobemid führen zu erhöhten Sumatriptanspiegeln; Sumatriptan sollte frühestens zwei Wochen nach Absetzen von Moclobemid verwendet werden. Zusammen mit anderen Medikamenten, die die serotoninerge Übertragung beeinflussen (beispielsweise Antidepressiva), kann es selten zu einem Serotonin-Syndrom kommen.
Risikogruppen
Schwangere :Nach Möglichkeit vermeiden. Erhöhtes Risiko von Frühgeburten und reduziertem Geburtsgewicht möglich.
Stillende : Wird mit der Muttermilch ausgeschieden; nach der Anwendung Säugling für 24 h nicht mit Muttermilch stillen.
Kinder : Bei Kindern bis zu 12 Jahren nicht anwenden. Im Alter von 12 bis 17 Jahren ist nur das Nasalspray (nicht die Tabletten) dokumentiert. Dosis: 10 mg (maximal 20 mg) pro Anfall.
Ältere : Praktisch keine Erfahrung; besser vermeiden!
Menschen mit Niereninsuffizienz : Wenig Dokumentation vorhanden. Bei deutlich eingeschränkter Nierenfunktion vermeiden!
Menschen mit Leberinsuffizienz :Sumatriptan wird hepatisch eliminiert. Bei reduzierter Leberfunktion vermeiden!
Hinweise
Neben der gewöhnlichen, teilbaren Tablette gibt es auch eine rascher lösliche Tablette, mit der maximale Plasmaspiegel in 10-15 min erreicht sind. Sumatriptan kann auch per Nasenspray (20 mg) oder subkutan (6 mg) verabreicht werden. Restriktionen bezüglich Dosiswiederholung analog der oralen Verabreichung (siehe Abschnitt Dosis).
Alternativen : Sechs weitere, ähnlich wirksame Triptane sind erhältlich; sie unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich des Eintritts und der Dauer der Wirkung. Alle sind als Tabletten, Rizatriptan und Zolmitriptan zudem als Schmelztabletten, und Zolmitriptan auch als Nasalspray erhältlich.
Bei Migräneanfällen sind oft auch gewöhnliche Schmerzmittel (zum Beispiel Acetylsalicylsäure) wirksam, eventuell kombiniert mit Metoclopramid.
Erhältlichkeit : Filmtabletten zu 50 mg (zwei verschiedene Formen), Nasalspray zu 10 mg/0,1 ml und zu 20 mg/0,1 ml. Injektionslösung (Patronen) zu 6 mg/0,5 ml.
Kommentar des Autors
von Dr. Etzel Gysling, Facharzt für Innere Medizin
Triptane gelten als Goldstandard bei der Behandlung von Migräneanfällen. Da keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den verschiedenen Triptanen existieren, erfolgt die Präparatewahl am besten aufgrund individueller Präferenzen.
Sie sind aber nicht ganz harmlos und wirken längst nicht in jedem Fall. Ein Behandlungsversuch mit einem gewöhnlichen Schmerzmittel (+Antiemetikum) lohnt sich deshalb unbedingt.
Das sagt der Hausarzt
von Ruben Bernau, Facharzt für Allgemeinmedizin
Die Migränetherapie hat durch die Triptane einen großen Schritt nach vorne gemacht. Sie helfen und sind nach NSAR und MCP die nächste Option. Die Migräne ist in der Hausarztpraxis gut zu versorgen und eine Behandlung durch Spezialisten selten nötig.
Sechs Dinge, an die ich vor einer Empfehlung denke:
Sind Wechselwirkungen mit bestehenden Medikamenten gecheckt? (können z.B. Kontrazeptiva abgesetzt werden?)
Vorerkrankungen überprüft? (alles, was mit “Durchblutung” zu tun hat!)
Prophylaxe berücksichtigt?
Nicht-medikamentöse Therapie besprochen?
Alle Wiederholungsverordnungen beachtet? (“Triptan-Abhängigkeit”)
Wurde nach Ängsten und Depressionen gefragt?
Übrigens sind einige Triptane rezeptfrei in der Apotheke erhältlich!
Buchtipp: Etzel Gysling (Hrsg.); 100 wichtige Medikamente. Eine pharma-kritik-Publikation Infomed-Verlag, 2020; ISBN 978-3-95-206247-0; Preis: 58 Euro