Gütersloh. Gut die Hälfte der Bürger wünscht sich einer Umfrage zufolge mehr offen zugängliche Infos für die Suche eines Hausarztes oder Fachmediziners. So fürchtet mehr als jeder Vierte (27 Prozent), sich aus Mangel an Informationen für einen falschen Arzt zu entscheiden. Dieses Fazit zieht die Bertelsmann-Stiftung aus einer bei Kantar Emnid beauftragten repräsentativen Befragung, die sie am Montag (7. Mai) veröffentlichte. Der Gesundheitspolitik fehle ein Konzept, um mehr Transparenz in puncto Leistungen oder Ausstattung von Arztpraxen zu schaffen. Dabei seien viele vom Patienten gewünschte Daten durchaus vorhanden.
„Die Mehrheit der Patienten weiß nicht, welche Expertise, Erfahrung und Ausstattung sie hinter der Praxistür erwartet”, kritisierte Stiftungsvorstand Brigitte Mohn laut Mitteilung aus Gütersloh. Andere Länder – vor allem England und die USA – seien da deutlich weiter. In Deutschland sind Krankenhäuser den Angaben zufolge bereits seit zehn Jahren verpflichtet, regelmäßig über Leistungsumfang und Behandlungsergebnisse zu berichten. Die ambulante Versorgung hinke hier hinterher.
Geräte-Ausstattung der Praxis gefragtes Kriterium
Nach Angaben von Bertelsmann sagten 53 Prozent der befragten 1007 Bürger, sie wünschten sich vor dem Arztbesuch mehr Informationen. Fragt man, was ihnen wichtig ist, nennen viele: Infos über Fachkenntnisse des Arztes (94 Prozent) und zur Hygiene in der Praxis (90 Prozent). Zudem wollen sich 84 Prozent informieren können, wie es mit Zusatzleistungen – etwa Vorsorgeuntersuchungen – steht. Und 80 Prozent halten Infos über Behandlungsergebnisse des Mediziners für wichtig. Gefragt laut Studie (74 Prozent) sind Angaben über die Geräte-Ausstattung der Praxis.
Zentrale Daten würden von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zwar umfangreich erhoben, aber nicht öffentlich gemacht, schilderte der Geschäftsführer der „Weissen Liste”, Roland Rischer. Die KVen sollten gesetzlich verpflichtet werden, ihre Daten einer neu einzurichtenden, unabhängigen Stelle bereitzustellen. Einem Rechtsgutachten zufolge wäre die Privatsphäre der Patienten bei einer anonymisierten Datennutzung nicht gefährdet.
Über 1000 Personen befragt
Für die Untersuchung zum „Public Reporting über Arztpraxen” im Auftrag der Stiftung und der „Weissen Liste” waren im März 1007 Personen ab 14 Jahre befragt worden. Zudem hatte das IGES-Institut für eine Ländervergleichsstudie die Daten auch von Dänemark, England, den Niederlanden und den USA ausgewertet.
Die „Weisse Liste” ist ein Projekt der Bertelsmann-Stiftung, Partner und Co-Initiatoren sind Dachverbände großer Patienten- und Verbraucherorganisationen.
Quelle: dpa