Liebe Leserinnen und Leser,
„Flüchtlinge sind nicht gefährlich, sie sind vielmehr gefährdet“, zitierte jüngst die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) eine Ärztin des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in München. Eine Aussage, der dieser Tage wohl leider nicht jeder selbstverständlich zustimmen würde. Zu groß ist unter manchen in der Bevölkerung inzwischen die Angst gewachsen, was „die Fremden“ wohl mit sich bringen – auch in gesundheitlicher Sicht. Gefährliche Krankheiten könnten eingeschleppt werden, fürchten viele. Als behandelnde Hausärztinnen und Hausärzte haben Sie – wie so oft – eine Schlüsselposition. Einerseits genießen Sie das besondere Vertrauen ihrer Patienten und können so helfen, Ängste und Vorurteile abzubauen. Andererseits sind Ärztinnen und Ärzte in erster Linie durch die medizinische Erst- und auch Folgeversorgung (in den Kommunen) mit den Asylsuchenden konfrontiert.
Die Aufnahmeeinrichtungen platzen aus allen Nähten, die Registrierung der Asylsuchenden geht schleppend voran und bei der medizinischen Versorgung fehlt eine Richtschnur, an der sich Ärztinnen und Ärzte orientieren können. Die Flucht zehrt an den Kräften der Asylsuchenden, Hygiene bleibt auf der Strecke: ein idealer Nährboden für Krankheiten – und die Erklärung, warum die Flüchtlinge die Gefährdeten und nicht die Gefahr sind.
„Von Flüchtlingen geht keine Gesundheitsgefahr aus“, gibt Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Entwarnung. Das bestätigten mittlerweile valide Daten. Bei den Ankommenden zeigten sich vielmehr die Krankheiten, an denen auch Deutsche litten und denen man mit Impfungen vorbeugen könne, sagte er der SZ.
Als Redaktion verstehen wir es auch als unsere Aufgabe, Sie als Hausärztinnen und Hausärzte in ihrer Tätigkeit so gut wie möglich zu unterstützen. Diese Ausgabe stellt daher die Versorgung von Flüchtlingen in den Fokus. In unserer neuen Serie „Migranten Medizin“ schildern Kollegen der Malteser Migranten Medizin in diesem Jahr immer wieder besondere Fälle, um ihre Erfahrungen im Umgang mit ausländischen Patienten in der Praxis weiterzugeben. Nicht immer ist nur die rein medizinische Hilfe dabei allein der Schlüssel zum Erfolg (S. 34)!
Ab Seite 38 beschäftigen wir uns mit hierzulande eigentlich seltenen Infektionskrankheiten und Impfempfehlungen für Flüchtlinge. Online tragen wir fortwährend hilfreiche Materialien für die Praxis in verschiedenen Sprachen zusammen, darunter etwa Patienteninformationen zu verschiedenen Krankheiten, Impfungen oder Anamnesebögen. Schauen Sie doch mal rein!
Mit besten Grüßen Ihre
Dr. Monika von Berg, Chefredakteurin „Der Hausarzt"