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EditorialGute Idee mangelhaft umgesetzt

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Ausgestaltung des Medikationsplans, insbesondere die Vereinbarungen zwischen der KBV und dem GKV-Spitzenverband, hat in der Delegiertenversammlung unseres Hausärztetages in Potsdam heftige Diskussionen ausgelöst. Und das zu Recht!

Es ist unbestreitbar richtig, dass die medizinischen Daten und insbesondere die Medikationsdaten beim Hausarzt zusammenlaufen. Wo auch sonst? Daher sehen wir das grundsätzliche Anliegen des Gesetzgebers als vollkommen berechtigt an, dass Patientinnen und Patienten, die mehr als drei unterschiedliche verschreibungspflichtige Arzneimittel einnehmen müssen, das Recht auf einen Medikationsplan haben, den der Hausarzt erstellt. Die Idee ist gut, die Umsetzung allerdings mangelhaft.

Das fängt schon bei der Ausgestaltung an. Statt moderne elektronische Technik zu nutzen, soll der Plan zunächst in Papierform geführt werden. Die Fehlerquote ist leicht auszumalen. Das ist weniger dem Gesetzgeber, als vielmehr der Selbstverwaltung zuzuschreiben, die bis heute nicht in der Lage ist, eine Telematikinfrastruktur auf die Beine zu stellen, die Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken und andere Gesundheitsberufe diskriminierungsfrei kommunizieren lässt.

Wirft man einen Blick auf die Vergütung, die Hausärzte für die Erstellung des Medikationsplans erhalten sollen und die KBV und GKV-Spitzenverband ausgehandelt haben, kehrt absolute Ernüchterung ein. Gerade einmal 163 Millionen Euro sind für die Umsetzung veranschlagt. Damit wird der Medikationsplan für uns Hausärzte zum "Ein-Euro Job". Diese "Vergütung" ist ein Witz im Verhältnis zum Aufwand. Es geht ja nicht nur darum, dass wir ein paar Medikamente auf einen Zettel schreiben, sondern wir müssen im Gespräch mit Patienten und Angehörigen die Krankengeschichte, das soziale Umfeld und die akute Lebenssituation abklären und die Medikation zusammenführen.

Doch damit nicht genug! Die Verhandlungspartner haben es sich nicht nehmen lassen, den bürokratischen Wahnsinn im KV-System noch weiter auf die Spitze zu treiben und bei der Höhe der Vergütung des Medikationsplans noch einmal zwischen Nicht-Chronikern und Chronikern zu unterscheiden, einmal als Einzelleistung, einmal als leistungsunabhängiger Chroniker-Zuschlag von sage und schreibe einem Euro! Nur die Unverschämtheiten aus dem Kassenlager, wir hätten bisher doch auch kostenfrei einen Medikamentenplan erstellt, können das noch toppen.

Wir Hausärzte werden auch zukünftig alles tun, um unsere Patienten bestmöglich zu versorgen und sie vor den möglichen Gefahren von Multimedikation zu schützen. Dass wir dabei nicht auf die Unterstützung der ärztlichen Selbstverwaltung bauen können, zeigt die Umsetzung des Medikationsplans eindrücklich.

Es grüßt Sie herzlich Ihr

Ulrich Weigeldt

Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e.V.

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