Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Redensart "ein Indianer kennt keinen Schmerz" nehmen manche Deutsche wohl zu wörtlich, wie jetzt eine aktuelle Forsa-Umfrage [1] belegt: Nur 11 Prozent der Befragten nehmen ein Analgetikum sofort, wenn sie unter Schmerzen leiden. Vierzig Prozent warten erst einmal ab und nehmen das Präparat erst, wenn die Schmerzen schlimmer werden. Hier zeigt sich auch ein deutlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen: 50 Prozent der Frauen, aber nur 38 Prozent der Männer nehmen ein Schmerzmittel hauptsächlich, um im Alltag und Beruf fit bleiben zu können. Besser wäre es für manchen, bereits in diesem Stadium seinen Hausarzt aufzusuchen und insbesondere häufiger auftretende Schmerzen untersuchen zu lassen.
Jeder Fünfte (21 Prozent) ist außerdem der irrtümlichen Meinung, er könne seinen Körper abhärten, wenn er dem Schmerz standhält. Dies meinen vor allem Männer und jüngere Menschen unter 30. Diese Einstellung kann jedoch negative Folgen für den Körper haben. Das Aushalten von Schmerzen führt zu einer stetigen und intensiven Reizung der Schmerzsensoren, wodurch diese übermäßig sensibilisiert werden. Die Signalübertragung an den nozizeptiven Nervenenden wird gesteigert und die Übertragungsstärke nimmt zu. So kann bei Überbeanspruchung und Dauerreiz ein Schmerzgedächtnis im Körper entstehen und der Schmerz wird chronisch.
Eine Chronifizierung sollte jedoch unter allen Umständen vermieden werden. Laut Aussage der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin nimmt die Anzahl chronischer Schmerzpatienten ständig zu. Vor 10 Jahren betrug der Anteil dieser Patientengruppe an der deutschen Gesamtbevölkerung 17 Prozent, in 2016 sind es schon 33 Prozent. Umso wichtiger für Sie als Hausarzt, gefährdete Patienten rechtzeitig zu erkennen und die Auslöser der Schmerzen, die viele Ursachen haben können, zu diagnostizieren und zu behandeln. Denn in allererster Linie haben nur Hausärzte an sich den Anspruch, den Patienten ganzheitlich betrachten und behandeln zu wollen.
Das meint Ihre
Dr. Monika von Berg,Chefredakteurin "Der Hausarzt"
Quellen: 1. Forsa Umfrage Schmerzmittel. Juli 2016. Im Auftrag von Bayer Vital 2. Treede, R.D.: Entstehung der Schmerzchronifizierung. Prakt. Schmerzmedizin 2014