Bestimmte Immunzellen, die Menschen in der Vergangenheit gegen Erkältungscoronaviren gebildet haben, stärken die Immunreaktion gegen SARS-CoV-2 – sowohl während der natürlichen Infektion als auch nach einer Impfung.
Das zeigten Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin des Berlin Institute of Health in der Charité und des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik.
Für ihre Studie rekrutierten sie ab Mitte 2020 fast 800 Menschen, die noch nicht mit SARS-CoV-2 in Kontakt gekommen waren, und prüften regelmäßig, ob diese sich mit dem Erreger infiziert hatten.
Das Immunsystem der 17 Betroffenen analysierten sie sowohl vor als auch während der Infektion. Dabei stellten sie fest, dass der Körper T-Helferzellen, die er gegen endemische Erkältungscoronaviren gebildet hatte, auch gegen SARS-CoV-2 mobilisierte.
Außerdem fiel die Immunantwort gegen SARS-CoV-2 qualitativ umso besser aus, je mehr dieser kreuzreagierenden Zellen vor der Infektion vorhanden waren. Die Zellen erkannten dabei besonders oft einen Bereich des Spike-Proteins, der bei den alten und dem neuen Coronavirus sehr ähnlich gestaltet ist.
Auch eine Analyse der Immunreaktion von 31 gesunden Personen vor und nach einer Impfung mit dem Biontech-Vakzin zeigte einen immunverstärkenden Effekt der kreuzreagierenden T-Zellen: Während normale T-Helferzellen über einen Zeitraum von zwei Wochen schrittweise aktiviert wurden, sprachen die kreuzreagierenden T-Helferzellen innerhalb von einer Woche sehr rasch auf die Impfung an.
Zudem konnte der Körper schon nach der Erstimpfung mit einer Geschwindigkeit, die sonst nur bei Auffrischungsimpfungen beobachtet wird, Antikörper gegen die konservierte Stelle im Spike-Protein produzieren.
In einem zweiten Teil der Studie wiesen die Forschenden durch eine Analyse bei knapp 570 gesunden Personen nach, dass die Kreuzimmunität im höheren Lebensalter sinkt: Sowohl die Anzahl der kreuzreagierenden T-Zellen als auch ihre Bindungsstärke war bei älteren Studienteilnehmern geringer als bei jüngeren.
Die abnehmende Kreuzimmunität könnte dazu beitragen, dass Ältere häufiger schwer an Covid-19 erkranken und bei ihnen der Impfschutz oft schwächer ausfällt. red
Quelle: Pressemitteilung der Charité und des Berlin Institute of Health in der Charité gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für molekulare Genetik (31.08.21)
Originalpublikation: DOI: 10.1126/science.abh1823