Berlin. Im Rahmen einer Online-Veranstaltung präsentiert Studienleiter Tillman Vatter einige Ergebnisse aus Phase eins der sogenannten Reifegrad-Studie. Grundlage dafür sind qualitative strukturierte Interviews mit Kassen-Verantwortlichen und -Beschäftigten sowie ergänzende Online-Fragebögen. Untersucht wird der digitale Reifegrad der gesetzlichen Krankenkassen in drei verschiedenen Dimensionen: Organisation, Kultur und Strategie, Technik und Daten sowie digitale Angebote.
Prozesse werden nur befriedigend umgesetzt
Insbesondere im Bereich Organisation sehen die Studien-Verantwortlichen die Kassen schon heute gut aufgestellt. „Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen, dass die Tage des alten Silo-Denkens vorbei sind“, unterstreicht Vatter. Heute arbeiteten nahezu überall bereichsübergreifende Teams gemeinsam daran, digitale Innovationen voranzubringen. Die Innovationskultur der eigenen Kasse beurteilen die Befragten demnach im Mittel als „gut bis befriedigend“.
Große Hürden lauern dagegen noch im Bereich Technik und Daten. Hierzu halten die Studienautoren fest: „Prozesse und Automatisierung können nur befriedigend umgesetzt werden, die technische Integration wird als nicht mehr ausreichend bewertet.“
Elektronische Patientenakte kaum genutzt
Die ausbaufähige technische Basis gilt den Studienautoren auch als einer der Hauptgründe dafür, dass die befragten Kassen ihren Versicherten bisher „nur befriedigende digitale Angebote“ zur Verfügung stellen können. Immerhin drei Viertel arbeiten an verschiedenen Zusatzangeboten für die elektronische Patientenakte (ePA). Letztere ist allerdings mehr schlecht als recht aus den digitalen Startlöchern gekommen. „Die Reaktion der Versicherten ist bislang sehr zurückhaltend“, bilanziert Vatter. Über alle Kassen hinweg liege die Nutzungsrate noch bei unter einem Prozent, „viele liegen sogar unter einem Promille“, so Vatter. Die Kassen könnten die Bekanntheit der ePA jedoch fördern und insbesondere die Ärzteschaft mehr bei der Aufklärung unterstützen, empfiehlt er. red