Im August ist die zweite Auflage der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) COPD erschienen. Die Publikation ist Teil eines späteren Gesamtdokuments. Im nächsten Schritt wird die Leitliniengruppe Themen bearbeiten, die derzeit noch ausstehen – etwa Exazerbation und palliativmedizinische Versorgung.
GLI-Referenzwerte nutzen
Für die Diagnose einer COPD empfiehlt die aktuelle NVL, bei der Spirometrie bevorzugt die altersabhängigen Referenzwerte der Global Lung Initiative (GLI) zu nutzen, um das Risiko von Über- und Unterdiagnosen zu verringern. Nur bei fehlender Verfügbarkeit der GLI-Referenzwerte kann auch der bisher gebräuchliche, starre Wert der FEV1/FVC < 70% herangezogen werden.
Die Autoren betonen zudem, dass Ärzte die Schwere der Symptomatik und aufgetretene Exazerbationen strukturiert erfassen sollen. Dies ermögliche eine Vergleichbarkeit der Ereignisse und damit eine bessere Therapiesteuerung.
Tabakentwöhnung anbieten
Die Tabakentwöhnung ist laut NVL am wichtigsten: Da sich eine klinisch relevante Verbesserung der COPD nur mit totaler Abstinenz erreichen lässt, soll sie allen rauchenden COPD-Patienten angeboten werden. Sie soll verhaltenstherapeutische und medikamentöse Maßnahmen umfassen.
Daneben sind nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen grundlegend für die COPD-Behandlung. Die NVL empfiehlt, damit schon vor der Einleitung medikamentöser Langzeit-Maßnahmen zu beginnen; ausgenommen ist die medikamentöse Behandlung von Akutsituationen.
Die Leitliniengruppe betont, dass körperliche Aktivität im Alltag und körperliches Training den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und vor allem Älteren helfen, die Autonomie zu erhalten. Menschen mit COPD profitieren demnach auch bei schweren Krankheitsstadien von einem Training, das dem körperlichen Zustand und der Leistungsfähigkeit angepasst ist.
Zwei Behandlungspfade
Die aktuelle NVL teilt die medikamentöse Langzeittherapie in zwei Behandlungspfade ein – je nachdem, ob die Schwere der Hauptsymptome oder das Erleben von Exazerbationen im Vordergrund steht. Grundlage der Therapie sind langwirksame Anticholinergika (LAMA) und Beta-2-Sympathomimetika (LABA). Inhalative Corticosteroide (ICS) haben eine sehr eingeschränkte Indikation und kommen nur infrage, wenn trotz einer Kombination von LAMA und LABA weiterhin vorrangig Exazerbationen auftreten.
Laut Leitliniengruppe ist es wichtig, die Indikation für den Einsatz von ICS regelmäßig zu überprüfen. Sie sollen abgesetzt werden, wenn die Zahl der Eosinophilen im Differenzialblutbild < 100 Zellen/μl beträgt und keine klinischen asthmatischen Komponenten vorhanden sind; oder wenn in der Vergangenheit unter ICS eine Pneumonie aufgetreten ist.
Schriftlicher Aktionsplan
Neu ist zudem, dass alle COPD-Patienten einen schriftlichen Aktionsplan erhalten sollen. Dieser enthält individuelle Therapie- und Notfallmaßnahmen und unterstützt das Selbstmanagement.
Weiterhin gilt, dass Patienten, die ein neues Inhalationsgerät erhalten, eine Einweisung benötigen. Betroffene sollen die korrekte Handhabung in der Arztpraxis einüben und vorführen. Auch die Apotheke könne hier unterstützen, vor allem bei einem nicht intendierten Wechsel des Inhalationssystems.