Einen vollen Corona-Impfschutz kann man künftig auch auf dem Handy vorzeigen – mit dem digitalen Impfpass “CovPass”, den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag (10. Juni) groß angekündigt hat. Nach einer Testphase sollen sich nach und nach Impfzentren, Praxen und Apotheken ans System anschließen. Bis Ende Juni die Anwendung für alle Interessenten zur Verfügung stehen. “Aber nicht alle sind heute oder morgen schon angeschlossen.”
Genau hier offenbart sich für viele Hausärztinnen und Hausärzte die Krux: Denn während der digitale Impfpass medial angekündigt wird, können ihn Hausarztpraxen bislang noch nicht ausstellen.
“Unbürokratische Lösung nötig”
“Es müssen noch einige Detailfragen geklärt werden. Ein genauer Zeitpunkt, ab wann auch Hausärzte das digitale Impfzertifikat ausstellen können, ist mir noch nicht bekannt”, sagte die Vorsitzende des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe, Anke Richter-Scheer, am Donnerstag (10. Juni). Zugleich verwies sie darauf, dass es grundsätzlich jedem Arzt selbst überlassen sei, ob er den elektronischen Ausweis ausstelle oder nicht.
Auch bei den Hausärzten im Rheinland müssen noch Voraussetzungen für den neuen digitalen Impfnachweis geschaffen werden. “Die Hausärzte sind offen für den Einsatz, aber eine unbürokratische und technisch einfache Lösung ist zwingend notwendig”, betonte der Hausärzteverband Nordrhein. Der Aufwand für die Praxen müsse möglichst gering sein.
Bis Mitte Juli soll eine technische Lösung bereitstehen, die das Ausstellen der Impfzertifikate direkt aus dem Praxisverwaltungssystem (PVS) ermöglicht (s. Kasten unten). “Vorher werden die nordrheinischen Hausarztpraxen keine Zertifikate mit QR-Code ausstellen”, erklärte der Landesverband.
Auch Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, kritisierte das eilige Vorhaben der Bundesregierung und zweifelte an der Umsetzung in der Praxis. Der Deutsche Hausärzteverband hatte schon seit Jahren an die Notwendigkeit eines digitalen Impfpasses erinnert; bislang hatte sich dazu jedoch noch nichts Konkretes getan.
Technische Abläufe werfen noch Fragen auf
„Noch sind die technischen Voraussetzungen und Klarheit über genaue technische Abläufe in den Praxen nicht gegeben. Für eine flächendeckende Anwendung wird das die Voraussetzung sein“, erklärte Dr. Stephan Hofmeister, Vize-Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
“Urlaubsreisen scheitern ohne das digitale Impfzertifikat nicht”, betonte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel. “Der gelbe Impfausweis ist die internationale Bescheinigung über Impfungen und bei Auslandsreisen das Nachweisdokument erster Wahl.” Bereits Mitte Mai hatte die KBV ermahnt, dass der geplante E-Ausweis nicht zum Bürokratiemonster werden dürfe.
Wichtig in der Praxis: Der digitale Nachweis ist eine freiwillige Ergänzung des gelben Impfheftes aus Papier, der weiter gültig bleibt. “CovPass” ist weder für Ärztinnen und Ärzte noch für Versicherte Pflicht.
Vergütung bereits geregelt
Die Anwendung namens “CovPass”, die auch in die Corona-Warn-App integriert werden kann, soll als Beleg bei gelockerten Corona-Beschränkungen eingesetzt werden können und zur Sommerferienzeit Reisen in Europa erleichtern. Dabei geht es um eine freiwillige Ergänzung des weiter gültigen gelben Impfheftes aus Papier. Vorgesehen ist auch, dass sich mehrere Millionen bereits geimpfte Menschen den digitalen Nachweis etwa in Hausarztpraxen und Apotheken nachträglich besorgen können.
Mit Material von dpa