Die Herzinsuffizienz ist nicht nur eine wichtige Differenzialdiagnose der COPD sondern auch eine häufige Komorbidität. Dies ist besonders Prognose-relevant. Eine Metaanalyse ergab, dass das Risiko der Gesamtmortalität bei Patienten mit einer COPD und Herzinsuffizienz um ca. 60 Prozent erhöht ist im Vergleich zu COPD-Patienten ohne Herzinsuffizienz.
Dies gilt auch für Patienten mit einer diastolischen Herzinsuffizienz. Deshalb sollten COPD-Patienten immer auch eine Echokardiografie erhalten. Auch konnte gezeigt werden, dass der Betablocker Metoprolol bei Patienten, bei denen z.B. wegen einer Herzinsuffizienz die Indikation für eine Betablockertherapie besteht, die Exazerbationsrate nicht nur nicht erhöht, sondern sogar reduziert werden konnte.
Claus Vogelmeier, Marburg
COPD und COVID-19
Die COVID-19-Infektion und ihre Folgen sind auch für COPD-Patienten von zentraler Bedeutung. Es gelten daher folgende Empfehlungen:
Wenn bei COPD-Patienten neue oder gesteigerte respiratorische Symptome, Fieber und/oder andere Symptome auftreten, die einen Bezug zu COVID-19 haben könnten, auch wenn diese von milder Ausprägung sind, sollten die Betroffenen getestet werden.
Die Patienten sollten ihre orale und inhalative respiratorische Medikation unverändert weiter einnehmen wie verordnet, da diese Substanzen nach bisheriger Datenlage sicher und effektiv sind unabhängig davon, ob eine COVID-19-Infektion vorliegt oder nicht. Dies gilt auch für den Einsatz von oralen und/oder inhalativen Steroiden.
- In Regionen mit hoher COVID-19-Prävalenz sollte die Durchführung einer Spirometrie beschränkt bleiben auf Patienten, die dringend einer Diagnosestellung bedürfen und/oder der Status der Lungenfunktion zwingend erhoben werden muss.
- Die körperliche Distanz und das Tragen von Masken oder der Rückzug in das häusliche Umfeld sollten nicht zu einer sozialen Isolation und Inaktivität führen. Die COPD-Patienten sollten aktiv bleiben.
- Eine jährliche Influenzaimpfung sollte sichergestellt sein.
- Die Vernebelung von Medikamenten sollte wegen einer möglichen Aerosolbildung, wenn möglich, vermieden werden.
- Im Falle einer COVID-19-Infektion wird auch bei COPD-Patienten eine Therapie mit systemischen Steroiden und/oder Remdesivir empfohlen. Bei respiratorischem Versagen sollte eine Hochflusssauerstofftherapie, eine nicht invasive Beatmung oder, wenn das nicht ausreicht, eine invasive mechanische Ventilation zum Einsatz kommen.
- COVID-19-Patienten mit schweren Verläufen bzw. anhaltenden Einschränkungen sollten eine pneumologische Rehabilitation erhalten.
Claus Vogelmeier, Marburg
Absetzten von ICS
In den letzten Jahren wurden einige Studien bzgl. der Auswirkungen des Absetzens von ICS bei COPD publiziert. Daraus ergeben sich folgende Empfehlungen:
- Bei COPD-Patienten, bei denen in der Vorgeschichte nicht häufig Exazerbationen aufgetreten sind, kann das Absetzen des ICS erwogen werden.
- Nicht abgesetzt werden sollte das ICS bei Patienten, die eine Eosinophilenzahl von mindestens 300 Eosinophile/µl im Blut aufweisen und zwar unabhängig davon, ob in der Vorgeschichte häufiger Exazerbationen aufgetreten sind oder nicht.
Claus Vogelmeier, Marburg
Lungenkarzinom
Die wichtigste Maßnahme zur Prävention des Lungenkarzinoms ist der Verzicht auf Nikotinkonsum. Etwa 85 Prozent aller Lungenkarzinome sind durch diese Noxe (mit)verursacht. Neue Daten bestätigen, dass ein Rauchstopp zu jedem Zeitpunkt der Lungenkarzinom-Diagnose einen positiven Effekt auf das Überleben hat, insbesondere bei stark rauchenden Patienten. In einer zweiten Studie (NELSON-Studie) konnte nochmals gezeigt erden, dass ein CT-Screening bei Risikopatienten die Mortalität senkt. Auch gibt es erste epidemiologische Hinweise dafür, dass moderne Therapiekonzepte wie die Checkpoint-Inhibitoren die Lebenserwartung bei Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom verbessern.
Martin Reck, Großhansdorf
Inhalationstraining
Die richtige Anwendung von Inhalatoren ist ein wesentlicher Baustein einer erfolgreichen Therapie bei COPD und Asthma bronchiale. Bislang ist nicht klar, welche Art des Trainings am besten geeignet ist, den Patienten einen adäquaten Umgang mit Inhalatoren beizubringen. Im Rahmen einer Studie wurde eine virtuelle Art des Trainings mit Hilfe einer Videodemonstration mit einer persönlich durchgeführten Unterweisung verglichen. Es zeigte sich, dass der Anteil der Patienten mit korrekter Inhalationstechnik in beiden Gruppen in etwa gleichem Umfang zunahm (virtuell 67 Prozent, persönlich 66 Prozent).
Claus Vogelmeier, Marburg