Nur wenige Tage, bevor die Approbationsordnung am Freitag (7. Mai) Thema im Bundesrat wird, hat der 124. Deutsche Ärztetag Bundesregierung und Bundesrat dazu aufgefordert, die Novellierung der Approbationsordnung nicht weiter auf die lange Bank zu schieben. Bund und Länder müssten nun zügig ein Finanzierungskonzept für die seit November 2020 beschlossene Reform vorlegen. Sparmaßnahmen dürften nicht zu Lasten der medizinischen Ausbildung oder des medizinischen Nachwuchses gehen.
Der Beschluss des Ärztetags unterstreicht damit die seit Monaten bestehende Mahnung von Deutschem Hausärzteverband, Deutscher Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und anderen Verbänden, die Studienreform endlich umzusetzen. Auch die bayerischen Hausärzte hatten auf ihrem Hausärztetag unter Zustimmung des bayerischen Gesundheitsministers Holetschek jüngst darauf gedrängt.
Länder wollen frühzeitig mitreden
Ein von fünf Bundesländern eingebrachter Entschließungsantrag, der am Freitag (7. Mai) im Bundesrat abgestimmt werden soll, könnte nun jedoch neue Steine in den Weg werfen. Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein fordern darin, frühzeitig und umfassend in die Erarbeitung der Novelle eingebunden zu werden.
Immer wieder steht dazu der höhere Ausbildungsaufwand für Hochschulen im Raum. Zudem habe laut der Länder auch mehr Praxisnähe ihren Preis, die Zahl der Patienten, die für die Lehre zur Verfügung stehen sei ein „limitierender Faktor“.
Nötig seien „passgenaue“ finanzielle Kompensationen, heißt es nun von Seiten der Länder. Zur Erinnerung: Genau diese Frage der Finanzierung lässt die Reform bislang stocken. Der Medizinische Fakultätentag (MFT) bezifferte die zusätzlichen Kosten pro Medizinstudienplatz, der bislang mit 200.000 bis 300.000 Euro angegeben wird, auf 32.000 bis 40.000 Euro pro Studienplatz. Die DEGAM hingegen findet das “nicht nachvollziehbar”.
Medizinstudierende mahnen Tempo an
Auch die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) forderte die Politik anlässlich des Ärztetags erneut auf, das Medizinstudium endlich zu reformieren. Die Novelle der Approbationsordnung sei „überfällig“, Finanzierungsvorbehalte und offene Fragen müssten umgehend geklärt werden. Das betonte bvmd-Präsident Lucas Thieme in einer Videobotschaft zur Eröffnung des 124. Deutschen Ärztetags am Dienstagmorgen (4. Mai).
Lobend hob Thieme hervor, dass im aktuellen Referentenentwurf unter anderem eine Lockerung der Fehlzeitenregelung sowie PJ-begleitende Lehrveranstaltungen aufgenommen worden seien. Nicht geklärt werden konnte hingegen eine bundeseinheitliche Mindestaufwandsentschädigung, bedauert die bvmd. „Hier bleibt es unsere Aufgabe als angehende und verfasste Ärzteschaft, auch in Zukunft die Politik auf Trab zu halten“, sagte Thieme.
Hier setzt der Beschluss des Deutschen Ärztetags an: Für Medizinstudierende im Praktischen Jahr (PJ) fordert der Ärztetag im Lauf der Debatten eine obligatorische existenzsichernde Aufwandsentschädigung. PJler sollen sich voll auf ihre Ausbildung konzentrieren können und die Aufwandsentschädigung dürfe nicht auf BAFöG-Leistungen angerechnet oder mit Sachleistungen abgegolten werden. „In Ausbildungsberufen ist das bereits die Regel, ebenso bei Rechtsreferendaren im juristischen Vorbereitungsdienst“, heißt es in dem Beschluss.
Mentale Gesundheit in den Blick nehmen
Ebenfalls zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hat laut bvmd die mentale Gesundheit von Medizinstudenten und Ärzten. „Eine Prävalenz von 30 Prozent depressiver Symptomatik und elf Prozent suizidaler Gedanken zeigt eine prekäre Situation, in der schon frühzeitig eingegriffen werden muss.“
Auch der Deutsche Ärztetag sieht zwar “Nachbesserungsbedarf” am Referentenentwurf. Die Novelle sei dennoch ein „wegweisender Entwicklungsschritt“ für die ärztliche Ausbildung.